Die ersten Reiter

Derzeit gelten die Menschen der Botai-Kultur als die ersten Reiter. Doch warum ist es so schwierig, herauszufinden, wann Pferde das erste Mal als Reittiere genutzt wurden? Warum uns das interessiert ist klar: Es ist ein unglaublich wichtiger Bestandteil unserer eigenen Geschichte.

Denn noch vor nicht viel mehr als einem halben Jahrhundert waren Pferde ein großer Teil unseres Lebens. Bis in die 1970er-Jahre hinein arbeiteten einige Bauern in der Region in der ich lebe mit Pferden. Vor einem Jahrhundert waren im Ersten Weltkrieg bis 20 Millionen Pferde im Einsatz – ein Artilleriepferd überlebte seinen Einsatz übrigens im Schnitt zehn Tage lang.

Doch wann fing der Mensch an, Pferde zu halten und zu reiten? In der Arte-Doku, die ich hier vorgestellt habe, geht es auch darum. Die Botai gelten als die ersten, die Pferde nicht nur gehalten, sondern auch geritten haben – Abnutzungserscheinungen von Gebissen an den Zähnen zeigen dies.

Zudem haben die Botai die Pferde auch als Nahrungsmittel genutzt – die Milch der Stuten und das Fleisch. Alles deutet darauf hin, dass sich die ersten Reiter in ihrem Umgang und ihrer Nutzung des Pferdes nicht wesentlich von den heutigen mongolischen Reiternomaden unterscheiden.

Auf einem speziell ausgebildeten Fangpferd holt der mongolische Hirte das gewünschte Pferd mit einem Stangen-Lasso aus der Herde. (© Shizhao, Wikipedia)

Bei den Mongolen werden die meisten Pferde relativ selten geritten. Sie verwildern in der Zwischenzeit und müssen bei jedem Einsatz neu eingeritten werden. Dafür lassen die Mongolen das Pferd einfach laufen, bis es aufgibt. Geritten werden vor allem Wallache. Die Stuten sind als Gruppen mit einem Hengst hauptsächlich frei weidend unterwegs.

Die Wissenschaftler sind sich einig, dass das Halten von Pferden das Reiten zwingend notwendig machte. Denn nur vom Pferd aus können die Tiere bei ihren Weidezügen durch die kargen Steppen entsprechend begleitet werden.

Bleibt die Frage, ob das Gebiss – anhand dessen sich die Nutzung als Reittier sicher feststellen lässt – wirklich die erste Art war, wie Pferde geritten wurden. Ich vermute als erstes eher eine gebisslose Zäumung. Ob es eine Möglichkeit gibt, das nachzuweisen, ist fraglich. Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, dass es auch mit Gebiss-Beweis noch Funde geben könnte, die älter sind als diejenigen der Botai-Kultur vor rund 5500 Jahren.

Mehr darüber, wie die ersten Reiter Zugang zu den Pferden gefunden haben könnten und wie sich dieses Wissen rund um den Erdball verbreitete, im nächsten Beitrag.