Ein Hoch auf die Stallkatzen

Was wären wir ohne sie? Ich weiß es genau: Ich würde mich in erster Linie wieder über zerbissene Schabracken und Decken ärgern. Ich weiß es, weil ich ein paar Jahre keine Stallkatze hatte. Bis es sich dann der beste Stallkater der Welt bei mir gemütlich machte …

Er stellte sich vor, indem er sich in der Einfahrt hinlegte und sich von einer Seite zur anderen rollte, als er wusste, dass ich ihn beobachtete. Das Vorstellungsgespräch war anscheinend auf beiden Seiten erfolgreich verlaufen, denn ich fing an ihn zu füttern und er quartierte sich im Heu ein. Ab sofort war die Pferdeausrüstung mäusekot- und -verbissfrei.

Danke Pinzman! (© C. Götz)

Durch Zufall erfuhr ich, dass er ganz in der Nähe in einem Pferdestall zur Welt gekommen und dort von dem ansässigen Kater verjagt worden war, als er geschlechtsreif wurde. Dann hatte er sich eineinhalb Jahre lang allein durchgeschlagen, bis er zu mir kam. Und so sah er auch aus. Es brauchte eine Weile sowie ein paar Globuli und einige Wurmkuren, bis das blutig-eitrig nässende Ekzem, das ihn am ganzen Körper plagte, abgeheilt war.

Nach der Kastration hatte er bis zu seiner Krebserkrankung nur unter den Spuren von Katerkämpfen zu leiden. Ein Hinterbein hat er im Laufe seines wilden, freien Lebens auch noch lassen müssen – da war er vermutlich einem Hund in die Fänge geraten. Jedenfalls mied er die Nachbarshunde nach der Amputation wie der Teufel das Weihwasser.

Beim Mäusefangen hat ihn das fehlende Bein nie gestört. Als er nach dem Ziehen der Fäden wieder schalten und walten durfte wie er wollte, lag ein paar Stunden später der Beweis in Form einer toten Wühlmaus vor der Tür. Die hat er immer schon lieber verschenkt.

Mit den Pferden kam er gut zurecht – das kannte er ja von klein auf. Nur auf die Hufe und Zähne meiner kleinen Stute musste er zeitlebens achten. Sie war von der ersten Sekunde an hochgradig eifersüchtig und hat das immer mal wieder durch kurze Sprints in seine Richtung verdeutlicht.

Als sein Plattenepithelkarzinom nach der OP zügig wieder wuchs, kam seine Nachfolgerin – eine sieben Wochen alte Waise – durch eine Freundin zu uns. Er hat sein bestes getan, das wilde junge Ding mit zu erziehen. Ich werde nie den Moment vergessen, als er sich fast zu Tode erschrak, als er den katzenschnupfenverseuchten Welpen hinter sich niesen hörte.

Sein Nachruf wäre nicht vollständig, ohne ihm zu danken: Pinzman, du warst ein meisterlicher Mäuse- und passionierter Rattenfänger, ein Schmuser vor dem Herrn und mein Respekt gebührt dir auch, weil für dich galt, was wir Reitersleute gerne mit dem Spruch „der kann schreiben und lesen“ bedenken.

Im nächsten Beitrag geht es darum, wie wir unseren Stallkatzen das Leben erleichtern können.