Einen Rahmen geben

Viele Reiter haben folgendes Problem: Sie reiten Schritt am langen (oder vielleicht sogar hingegebenen) Zügel. Dann nehmen Sie die Zügel auf und schon während sie das tun, wird das Pferd taktunrein, zackelig oder trabt – vom Reiter ungewollt – an.

Das ist der klassische Fall, wenn ein Pferd die Hilfen vorwegnimmt, weil es gelernt hat, dass mit dem Aufnehmen der Zügel im Schritt ein Antraben verbunden ist. Vielleicht möchten Sie aber gar nicht antraben. Vielleicht möchten Sie stattdessen anhalten, angaloppieren oder abwenden.

Egal ob das gehfreudige Pferd in Richtung schneller oder das gehfaule Pferd in Richtung langsamer das Nachfassen der Zügel vorwegnimmt – beides kann zu Problemen führen, egal ob im Gelände oder in der vollen Halle. Und viele Reiter ärgern sich auch und werden sauer, obwohl sie der Verursacher des Problems waren: indem sie immer nur eine einzige Variante „geübt“ haben.

Ein Pferd gibt sich auch selbst einen Rahmen, indem es sich mehr oder weniger versammelt bewegt. (© C. Götz)

Abhilfe schafft folgendes: Variieren Sie im Schritt immer wieder den Rahmen des Pferdes. Folgende Möglichkeiten haben Sie:

  • Gehen Sie Schritt am halblangen, langen und hingegebenen Zügel und ändern Sie das Zügelmaß immer wieder, auch innerhalb einer Schritteinheit, egal ob im Gelände oder in der Halle.
  • Nehmen Sie die Zügel halb auf und lassen Sie das Pferd einige Pferdelängen in dieser Haltung gehen bevor Sie entweder wieder in die Tiefe entlassen oder die Zügel weiter aufnehmen. Sie sollten dabei das Zügelmaß spielerisch immer um wenige Zentimeter verändern und können dabei auch In-Stellung, Schultervor, Schulterherein oder Travers reiten.
  • Nehmen Sie die Zügel auf als ob Sie antraben wollten und lassen Sie dann stattdessen die Zügel das Pferd nach einigen Metern wieder in die Tiefe aus der Hand kauen oder halten Sie stattdessen an.
  • Variieren Sie die Kopfhöhe des Pferdes. In der Regel nimmt das Pferd immer eine ganz bestimmte Position ein – nicht zwingend eine, die in dieser Höhe für sein Gebäude am besten ist. Wer mit feinen Aufwärtsparaden und Dehnungsanweisungen den Hals seines Pferdes in unterschiedliche Positionen bringen und längen kann spricht nicht nur mehr Muskeln an, sondern kann auch die Kommunikation mit seinem Pferd verfeinern.

Bei all dem gilt: Der Takt muss erhalten bleiben. Wer unsicher ist, wie die jeweilige Rahmen-Variation tatsächlich aussieht, sollte sich entweder von einem Trainer helfen lassen oder sich filmen. Grundsätzlich sind diese Übungen natürlich auch in anderen Gangarten möglich.

Übrigens: Wenn ein Pferd sich in den Rahmen der Hilfen einschließen lässt, bezeichnet man das als Anlehnung. Also kann auch am langen Zügel oder sogar am hingegebenen Zügel (wenn noch Gewichts- und Schenkelhilfen das Pferd kontrollieren) von einem Rahmen gesprochen werden.