Equiner Wandel

Sprache hat mich schon früh fasziniert und ist auch heute wichtiger Teil meiner Arbeit*, was ja der vorherige Beitrag bereits offenbarte. Klar, dass mich auch der Wandel der Sprache bei Begriffen aus dem und rund um den Pferdesport interessiert. Wussten Sie zum Beispiel, dass …

… eine Trense früher ausschließlich ein gebrochenes Gebiss bezeichnete? Als solcher war sie Teil des Trensenzaums. Heute wird in der Regel der komplette Trensenzaum als Trense bezeichnet. Gibt man bei Google das Wort „Trense“ ein, erscheinen fast nur Trensenzäume:

Der Striegel war lange Zeit aus Metall. Dieses hatte den Vorteil, dass man den in der Kardätsche befindlichen Staub daran sehr gut abstreifen konnte. Der Striegel wiederum lässt sich in metallener Form durch einfaches Klopfen ganz leicht vom Staub befreien. Im Mittel- und Althochdeutschen war das Wort dafür strigel/strigil – entlehnt vom lateinischen Wort strigilis –, das bedeutet Schabeisen. Heute sind Striegel vielfach aus biegsamem Kunststoff, haben aber oft noch die typische ovale Form mit den konzentrisch angeordneten Stegen.

Das Wort Stute stammt von Wörtern wie stuot oder stoda ab. Sie bedeuten allesamt „Stand“ oder „Stehen“. Auch das slawische Wort stado scheint mitgemischt zu haben – es bedeutet Herde.

Der Begriff Mähre hat den wohl krassesten Bedeutungswandel erfahren: Seine genaue Herkunft ist unklar. Fakt ist, es gibt weltweit noch heute verwandte Wörter, die „Pferd“ bedeuten. Im keltischen und germanischen Sprachraum war der Wortstamm „mar“ ebenfalls für Pferd oder Stute gebräuchlich. Und so war auch der heutige Meerrettich ursprünglich höchstwahrscheinlich ein „Märrettich“ – was völlig logisch ist, ist er doch wertvolle Pferdemedizin, wie man hier nachlesen kann.

Wie die Mähre zum Klepper wurde (was angeblich vom „Klappern“ der Hufe kommt), weiß heute keiner mehr. Ein weiterer, heutzutage abfälliger Begriff für Pferde aus dem bayerischen Sprachraum ist „Heiter“. Verwandt scheinen die Laut- und Silbenfolgen im isländischen Hestur und im westfriesischen Hynder, die beide einfach nur das Pferd bezeichnen.

Bereits sehr lange hat das Wort Gaul seine negative Bedeutung: Im Spätmittelalter bezeichnete „gul“ ein schlechtes Pferd. Heute ist ein Gaul eher ein unwilliges, bockiges Pferd („der blöde Gaul“) – ich kenne allerdings auch Menschen, die Gaul/Gäule/Gäulchen inzwischen als liebevolle Koseworte benutzen. Und wer weiß schon, wie das in ein paar Jahrzehnten sein wird.

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