Farbe bekennen

Pferden in ihren verschiedenen Farben werden sehr unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben. Es gibt einige sehr alte Aufzeichnungen und Ansichten darüber. Auch heute noch kursieren eine Menge Gerüchte und Geschichten über die gängigen Pferdefarben und die farbigen Besonderheiten unserer Equiden. Hier die spannendsten über Schimmel …

In Weiß wirkt etwas größer als in Schwarz. Das gilt für einen Hintern in einer Hose ebenso wie für ein Pferd. Weiß leuchtet aus der Menge. Ab dem 18. Jahrhundert – vermutlich aber schon weit früher – galten weiße Pferde im europäischen Raum als etwas Positives: Gute, fröhliche und glückliche Dinge verband man mit ihnen. Auf weißen Pferden ritten die Sieger einer Schlacht. Napoleon saß sogar während der Schlacht auf einem Schimmel und machte sich damit extrem angreifbar, weil gut sichtbar. Es heißt, er habe damit Unverwundbarkeit zeigen wollen.

Eine kasachische Braut in ihrem Hochzeitsgewand auf einem Schimmel. (© Sergei Ivanovich Borisov, Wikipedia)

Das weiße Hochzeitskleid – und damit Weiß als Farbe der Unschuld – setzte sich übrigens trotzdem erst ab den 1920er-Jahren durch. Vorher heirateten Bräute der Mittel- und Unterschicht in ihrem besten Kleid – und das war entweder schwarz oder entsprach der regionalen Tracht.

Nach Freud steht ein weißes Pferd in der Traumdeutung für die positiven Kräfte des Unterbewusstseins. Aus Erfahrung kann ich allerdings sagen, dass die meisten Pferdebesitzer oft von Pferden in der Farbe ihrer Lieblinge träumen. Dann sollte man in Sachen Trauminterpretation eher auf den Kontext achten, in dem das jeweilige Pferd auftaucht.

Aus dem arabischen Raum stammt die Ansicht, die Leistungsfähigkeit der Schimmel schwinde dahin wie Schnee in der Sonne. Das könnte mit den fünf Zuchtlinien der arabischen Pferde zu tun haben, von denen die ausdauerndsten, sportlichen Linien überwiegend aus Braunen bestehen, während ansonsten beim arabischen Pferd sehr viele Schimmel vorkommen. In verschiedenen Regionen werden Schimmeln häufig sehr unterschiedliche Charaktereigenschaften zugeschrieben.

Hierzulande gelten sie oft als ausgesprochen menschenbezogen. Hintergrund könnte der größere Pflegeaufwand sein. Denn die Zeit, die es braucht, Mistflecken aus dem weißen Fell zu putzen oder waschen dient ja – korrekt ausgeführt – auch der Bindung zwischen Mensch und Pferd. Warmblutrassen schimmeln zudem meist recht spät aus. Bis das Pferd tatsächlich Weiß ist, hat es die Flegeljahre längst hinter sich.

In südlicheren Regionen gelten Schimmel hingegen oft als unruhig und unzuverlässig. Das wiederum könnte daran liegen, dass dort sehr früh und auch heute noch reaktionsschnelle, vollblütige arabische Pferde in einheimische Schläge eingekreuzt wurden. Diese schimmeln zudem häufig sehr früh aus. Und natürlich hat jeder Schimmel, der einen neuen Besitzer findet, eine Vorgeschichte von mindestens fünf bis 15 Jahren. Wie er in dieser Zeit behandelt wurde, weiß man in der Regel nicht.

Mehr über die Ansichten zu Pferdefarben und ihre Hintergründe im nächsten Beitrag.