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Kürzlich kursierte ein wirklich geniales Video im Internet. Nachdem ich den Link im Freundes- und Bekanntenkreis verteilt hatte, kamen etliche Rückmeldungen mit Geschichten von Pferden, die den Kollegen etwas abgeben – etwa indem sie dem Nachbarn unter den Paddockstangen immer etwas vom eigenen Heu zuschieben.

Besagtes Video zeigt einen Schimmel, der durch die Gitterstäbe seiner Box Stroh mümmelt. Ein Kameraschwenk verrät, dass er dieses aus dem Maul seines Boxennachbarn angeboten bekommt. Der sorgt immer wieder für Nachschub, indem er aus seiner reichlich eingestreuten Strohbox das Maul richtig voll nimmt und dann gegen die Gitterstäbe drückt. Der Schimmel selbst steht auf Spänen.

Eine Extraration Stroh, verteilt auf die raffinierte pferdische Art. (© https://www.facebook.com/photo.php?v=794339507251004)

Eine Extraration Stroh, verteilt auf die raffinierte pferdische Art. (©)

Liebe geht offensichtlich auch bei Pferden durch den Magen – denn was sonst außer Zuneigung könnte ein Pferd dazu bewegen, mit einem großen Büschel Stroh seinen Nachbarn zu füttern. Tiere können Zuneigung empfinden und Freundschaften aufbauen, zeigen immer mehr Studien und verdeutlichen so, was alte Pferdeleute immer schon wussten und viele Pferdehalter neu beobachten: Es entstehen enge Freundschaften zwischen einzelnen Tieren.

Die Wissenschaft geht inzwischen davon aus, dass nicht nur bei so genannten höher entwickelten Spezies Geben und Nehmen hoch im Kurs steht: Vögel putzen sich gegenseitig und leben auch sonst in hochsozialen Gruppen. Vampirfledermäuse füttern Artgenossen und fremden Nachwuchs mit erbeutetem Blut – allerdings nur so lange, bis die Gefütterten das im Gegenzug einmal verweigern.

Auch Ratten helfen einander in der Not, wie ein Versuch zeigte: Sie befreien andere Tiere aus ihrer Gruppe, die eingesperrt sind. Dies geht nur, indem sie erst lernen, wie das funktioniert: „Die Tiere waren nicht darauf trainiert, diese Türen zu öffnen, sie fanden es selbst heraus, motiviert durch das Bedürfnis zu helfen“, sagt die Forscherin der Uni Chicago. Sogar unter verschärften Bedingungen – mit Schokokrossies vor der Nase – half immer noch gut die Hälfte erst den Artgenossen.