FN-Umfrage zu gesellschaftlicher Akzeptanz

Wie gut geht es den Pferden im Sport? Damit befasst sich nicht nur seit einem halben Jahr eine FEI-Kommission, sondern nun auch eine Umfrage der FN. Ein breiteres Meinungsbild zur gesellschaftlichen Akzeptanz – die der Befragung den Titel Social License gab – möchte man „aus der Branche“ erhalten.

Die zentrale Frage darin lautet: Welches sind aus Ihrer Sicht die drei größten „Baustellen“ im täglichen Umgang mit Pferden (in Sport, Zucht oder Haltung), die den Erhalt der „Social License“ bedrohen? Wer den Einstiegstext nicht gut genug gelesen hat und die FEI-Kommission die zu diesem Thema im Sommer eingerichtet wurde nicht kennt, steht jetzt erst mal blöd da.

Also zurück zum Start. Dort steht: „Unter Social License verstehen wir, dass die Mehrheit in unserer Gesellschaft die Art und Weise akzeptiert, wie wir unsere Pferde sportlich nutzen. Das beinhaltet Aspekte rund um Zucht, Haltung, Vermarktung, Ausbildung, Training und Turnier.“

Die FN hat eine Umfrage online gestellt, mit der sie von der Branche erfahren möchte, was den Erhalt der gesellschaftlichen Anerkennung des Pferdesports gefährdet.

Fragt man nach der gesellschaftlichen Akzeptanz des Reitsports, dann fragt man im Grunde genommen doch: Wann habt ihr was über den Reitsport mitbekommen und wie sah das aus? Die Antwort wird recht häufig lauten: In den Medien, die über ein (heftiges einzelnes) Ereignis berichten. Ich habe diesen Beruf studiert, ich weiß sowohl theoretisch als auch praktisch wie und warum das so ist.* Wie und wo bekommen Nicht-Pferdemenschen Reiten und Pferdesport noch vermittelt? Durch Kollegen, Freunde und Kinder oder deren Freunde, die reiten. Mit dem Reitsport dem wir in den Medien begegnen hat das in den überwiegenden Fällen nichts zu tun.

Ich hätte auf die Frage nach der Social License gerne geantwortet: Nicht-Pferdemenschen haben keine oder wenig Wissen über Pferde, können aber gewaltvollen Umgang mit Pferden oft gut nachfühlen. Zudem spüren viele Menschen es, wenn Pferde unter Druck gesetzt werden, auch ohne begründen zu können, was genau falsch läuft – etwa bei Dressurpferden die nicht alters- oder artgerecht vorgestellt werden. Vertreter der Tierschutzverbände sind solche Menschen in besonders ausgeprägter Form. Es nützt nichts, sie in irgendeiner Form über irgendwelche (vermeintlichen) reiterlichen Umstände oder Notwendigkeiten aufzuklären. Es hilft tatsächlich nur, schlechtes Reiten abzustellen. Und schlechtes Profireiten zuerst, denn davon lernen alle Einsteiger, denen diese Empathie für Druck (eventuell) abgeht. Ich habe dann letztendlich für die Umfrage noch ein paar Schlagworte gefunden, mit denen ich auch leben kann.

Beim Auswerten der Antworten wäre ich nun sehr gerne Mäuschen. Ich zitiere mal eine Forumsstimme, die an der Umfrage teilgenommen hat und diese „unglücklich formuliert“ fand, und nicht glaubt, „dass diese Art zu fragen ein vernünftiges Ergebnis bringt“. Ich würde mich freuen, wenn es anders wäre. Auch, weil Statistik und Soziologie Teil meines Studiums waren, und ich weiß, dass manche Fragestellungen eine andere Stoßrichtung haben, als es auf den ersten Blick scheint.

Übrigens: Eine britische Studie hatte kurz vor der Gründung der FEI-Kommission Social License to Operate (SOL) ergeben, dass fast zwei Drittel der nicht-pferdeaffinen Menschen der Meinung sind, dass im Pferdesport mehr für Wohlergehen und Sicherheit der Pferde getan werden muss. SOL bedeutet übersetzt „Soziale Betriebsgenehmigung“ und man versteht darunter eine immaterielle, implizite Vereinbarung zwischen der Öffentlichkeit und einem Industriezweig oder Konzern, die jeweiligen Aktivitäten aufrecht zu erhalten, da sie eine breite gesellschaftliche Zustimmung finden.

* Only bad news is/are good news lautet eine Aussage aus den USA wenn es darum geht, die Reichweite zu erhöhen oder zu erhalten. Es bedeutet, dass es Menschen stark interessiert, wenn etwas Sensationelles passiert – und das ist eben häufig mit Leid, Schmerz, Konflikt, Verletzungen oder Tod verbunden. Als ich vor etwa 25 Jahren einem Chefredakteur vorgeschlagen habe, zumindest eine Seite pro Woche mit guten, schönen, positiven Meldungen zu füllen hat er mich ausgelacht. Inzwischen haben einige Tageszeitungen solche Rubriken und mache Zeitschriften widmen sich sogar schwerpunktmäßig dieser Thematik.