Die meisten lernen, mit ihren Pferden zu kommunizieren, indem sie ihre Sprache lernen und die Pferde die unsere. Dabei ist meist die Körpersprache gemeint. Doch wir Menschen sprechen ja auch mit Worten – und das in allen Ländern. Deshalb kann es für Pferde aus dem nichtdeutschsprachigen Ausland schwierig sein, uns zu verstehen …
… vor allem, wenn sie sonst noch nicht viel können. Egal ob frisch importierte Iberer, Vollblüter aus England oder in Island aufgewachsene Pferde – sie alle sind Wortkommandos und Lob in ihrer Landessprache gewohnt, und in der Regel auch nur diese.
Ich habe bei zwei meiner Pferde – auf ganz unterschiedliche Art – die Erfahrung gemacht, dass es durchaus sinnvoll sein kann, sich dieser Sprache zu bedienen.
Als ich das erste Mal meine in Irland gezogene Stute auf Englisch ansprach, entsprang das einer Eingebung: Sie war damals schon zwei Jahre bei mir, aber noch recht neu unter dem Sattel und hatte beim Ausritt auf dem Heimweg zum Stall begonnen, unruhig zu werden. Um ihre Aufmerksamkeit sanft wieder auf mich und meine Hilfengebung zu lenken, sprach ich Englisch mit ihr. Mit durchschlagendem Effekt: Ich hatte das Pferd entspannt und aufmerksam wieder voll bei mir.
Für mich war es gar keine Frage, dass Pferde Unterschiede zwischen Sprachen erkennen. Anekdotisch weiß man das schon lange und eine Studie mit Hunden hat nun bestätigt, dass diese es können. Da Pferde sehr viel variantenreicher mit Lautäußerungen untereinander kommunizieren, kann man davon ausgehen, dass eine Studie bei ihnen zu demselben Ergebnis käme.
Meine aus Griechenland importierte Jungstute wirkte positiv überrascht, als, nach einem dreiviertel Jahr fern der Heimat, eine ihr unbekannte Person in ihrer Landessprache etwas zu ihr sagte. Ich lies ich mir einige typische Begriffe auf Griechisch beibringen*, was bei diesem Pferd wie ein Türöffner für Kommunikation, Beziehung und Ausbildung wirkte.
So reagierte sie auf „Komm her“, ein Kommando, das ich mit einem inneren Bild verbinde – und das bei meinen anderen Pferden wunderbar funktioniert gar nicht. Als ich aber „éla edó“ sagte kam sie sofort. Genau so beeindruckend war die Reaktion auf „Sigá, siga!“. Ich rief es ihr zu, als sie für mein Gefühl mit zu viel Speed in den Paddock donnern wollte und sie bremste sofort.
Bei einer Islandstute konnte ich vor einigen Jahren einen sehr positive Reaktion beobachten, als mich eine Freundin begleitete, die ausgezeichnet Isländisch spricht – und zwar mit dem Pferd, während ich es behandelte.
Probieren Sie es aus – egal ob polnisches Kaltblut, französischer Traber oder Haflinger aus Südtirol …
Mehr zum Thema stimmliche Maßnahmen für entspannte Kommunikation mit dem Pferd in diesem Beitrag.
* Nochmals vielen, lieben Dank, Maria!