Auf vielen Pferdekoppeln oder hinter deren Zäunen stehen Obstbäume, die jetzt massenweise unreife Früchte fallen lassen. Die Warnungen im Internet und in Pferdebüchern sind vielfältig und recht einheitlich. Dennoch ist Obst grundsätzlich etwas, das Pferden nicht schadet und in ihrem natürlichen Speiseplan vorkommt. Was gilt es also zu beachten?
Ich berichte hier aus fast zwanzig Jahren Erfahrung mit reichlich Äpfeln, Birnen und verschiedenen Steinfrüchten (Pflaumen Zwetschgen, Mirabellen) rund um den und im Offenstall.
Vorweg: Die meisten Pferde lieben Obst. Will man Obstbäume auf der Koppel belassen, sollte man aber ein paar Dinge beachten. Denn vor allem ein plötzliches Zuviel ist – wie jeder abrupte Futterwechsel – für Pferde extrem gefährlich. Die Darmbakterien sind auf ein bestimmtes Nahrungsangebot eingespielt, schon der schlagartige Austausch von Heu auf Silage kann ein Pferd durch eine Kolik das Leben kosten.
Deshalb gilt auch für Obst: langsam anfüttern! Sind Bäume und/oder Früchte für die Pferde erreichbar, passiert folgendes: Die ersten unreifen Früchte kommen schon Wochen oder sogar Monate bevor sie reif sind herunter. Vor ihnen haben die meisten Pferdebesitzer sogar noch mehr Angst als vor den reifen Früchten. Allerdings fallen anfangs nur einige wenige Früchte pro Tag vom Baum – sogar bei großen nicht mehr als drei oder vier. Ich kann das deshalb so gut beobachten, weil ich auch Bäume habe, die nicht bei den Pferden stehen, wo ich die Äpfel dann selber absammle.
Langsam – und zwar wirklich langsam – werden es dann mehr Äpfel. Alle sind immer noch unreif, enthalten also so gut wie keinen Zucker. Das ist aber der Teil an reifen Äpfeln, der am wenigsten förderlich für Pferde ist.
Lässt man die Pferde die unreifen Äpfel von Anfang an auf diese Art fressen, passiert außerdem noch folgendes: Die Pferde haben keinen Heißhunger mehr auf Äpfel, wenn sie dann tatsächlich reif werden. So schwindet auch die Gefahr einer Schlundverstopfung, die bei gierigem Fressen großer Äpfel durchaus vorhanden ist.
In der Phase, in der viele reife Äpfel von den Bäumen fallen, suchen sich meine Pferde tatsächlich nur noch die Äpfel aus, die ihnen zur Nase stehen. Sie mögen bei mir dann beispielsweise die Äpfel eines Baumes gar nicht und lassen sie liegen. Auch faulige oder wurmstichige Äpfel werden dann nicht gefressen. Ich sammle diese ebenfalls ab.
Und noch eine Vorsichtsmaßnahme ergreife ich: Wenn das Obst schlagartig von den Bäumen kommt – wie es bei Steinfrüchten der Fall ist, wenn sie reif sind oder bei reifen Äpfeln wenn es stürmt – dann zäune ich den oder die jeweiligen Bäume kurzfristig aus, so dass nur noch ein Bruchteil zu den Pferden fällt.
In einem späteren Beitrag geht es um die Gefahr von Wespen in reifem Obst.