Gierig auf Brennnesseln

Als der 17-jährige Wallach im Späthebst anfing, sich durch den Zaun die verwelkten Brennnesseln zu sammeln – bei gleichzeitiger Heufütterung ad libitum – fing die Besitzerin an, sich Sorgen zu machen. Wir stellten fest, dass er Wassereinlagerungen im Bereich der Lende hatte und auch sonst ganz offensichtlich eine Unterstützung für seine Nieren brauchte.

Kein Wunder, dass er sich auf die getrockneten Brennnesseln in Arzneimittelqualität, die er wenige Tage später mit dem Kraftfutter erhielt, regelrecht stürzte. Die Probleme im Bewegungsapparat, die er aufgrund der Stauungen im Lendenbereich hatte, waren schnell passé; das ganze Pferd war wieder fröhlicher.

Interessanterweise passten einige Begebenheiten in der Zeit vor dem Brennnesselbedürfnis des Wallachs zu dem, was man – auch aus der chinesischen Medizin kennt und – hierzulande mit dem Spruch umreißt: Das geht mir an die Nieren.

Wächst ab dem zeitigen Frühjahr nahezu überall, vor allem aber auf stickstoffreichen Böden. Hier Urtica dioica, die große Brennnessel. (© Wikipedia)

Wächst ab dem zeitigen Frühjahr nahezu überall, vor allem aber auf stickstoffreichen Böden. Hier Urtica dioica, die große Brennnessel. (© Wikipedia)

Ansonsten ist die Brennnessel generell eine wunderbare Frühjahrskur. Drei bis vier Wochen lang pro Großpferd 30 bis 40 Gramm (beim Pony entsprechend weniger) der getrockneten Blätter ins Futter, oder etwa 20 Gramm davon als Tee darüber, tun jedem Pferd nach dem Winter gut. Davon profitiert in erster Linie der Stoffwechsel und die Verdauung und damit Haut, Fell, Langhaar und Hufhorn.

Einen ähnlichen Effekt hat man mit Brennnesselsamen. Diese sind ideal, wenn mehr die Stärkung des Organismus sowie der positive Effekt auf Horn und Fell Ziel der Bemühungen sind und nicht so sehr die Entschlackung und Reinigung. 
Einem Großpferd kann man (maximal sechs Wochen lang) täglich 20 bis 30 Gramm Brennnesselsamen geben. Diese können unter das leicht angefeuchtete Kraftfutter gemischt werden. Bei älteren Pferden kann man die Samen auch über Nacht in kaltem Wasser einweichen oder sie vor dem Verfüttern frisch mahlen.

Noch einfacher ist es, wenn man die Brennnesseln auf der Weide oder an ihren Rändern mit einer Sense mäht und anwelken lässt. Die Pferde fressen sie dann gerne. Wer weiß, dass er in der Nähe ungespritzte Brennnesseln findet kann die Stängel ernten und den Pferden angewelkt vorlegen.

Wer selber einen Vorrat anlegen möchte der hängt die (am besten während der Blüte von Mai bis August) geschnittenen Pflanzen kopfüber zum Trocknen auf und streift anschließend die Blätter vom Stängel. Welche Stoffe die Brennnessel und ihre Samen so wertvoll machen, darüber das Wichtigste im nächsten Beitrag.