Grasschaden

Ich habe mal wieder beim Blog der englischen Huf-Reha-Station von Nic Barker vorbeigeschaut und musste lachen, wie sich die Themen gleichen: Its the time of year when, all over social media, you hear a familiar refrain: „My horse needs shoes, he can’t cope barefoot.“ Das kommt mir nicht nur bekannt vor, ich stimme auch der genannten Ursache für dieses Phänomen zu.

Gras! Wenn ein Pferd, das bislang barhuf gut zurechtkam, plötzlich fühlig wird, liegt das im (Früh-)Sommer in der Regel am Gras. Warum? Die Ursachen können vielfältig sein. Eine Rolle spielen der Fruktangehalt, das Wetter und die Temperaturen, die Zusammensetzung der Gräser auf der Weide, der Zustand der Weide sowie die Aufenthaltsdauer des Pferdes und die Menge der aufgenommenen Gräser.

Eine typische Heuwiese besteht hierzulande zumeist aus Deutschem Weidelgras und Rohrschwingel. (© Michael Sander, Wikipedia)

Eine typische Heuwiese besteht hierzulande zumeist aus Deutschem Weidelgras und Rohrschwingel. (© Michael Sander, Wikipedia)

Während sich herumgesprochen hat, dass Spitzen beim Fruktan vor allem im Frühjahr und Herbst zu Problemen wie Hufrehe führen können, ist die Erkenntnis relativ neu, dass Gras im Sommer mehr Alkaloide enthält. Alkaloide in Gräsern sind zumeist Fressgifte, mit denen sich Pflanzen schützen wollen. Aber auch Pilze an den Gräsern produzieren sie. Eine Studie zeigte, dass Deutsches Weidelgras und Rohrschwingel* im Sommer mit Alkaloiden stärker belastet ist als im Frühjahr.

Was diese Gifte bei Pferden genau verursachen ist derzeit noch weitgehend unerforscht. Wer aber beobachtet, wie leistungsstarke Barhufe jahreszeitlich fühlig werden können, macht sich Gedanken über Zusammenhänge. Dass die Ernährung ein entscheidender Faktor für die Leistungsstärke des Barhufs ist, ist weitgehend bekannt. Dass die negativen Einflüsse der Gräser beim beschlagenen Pferd genauso ablaufen und lediglich vielfach nicht bemerkt werden ist nur logisch.

Grundsätzlich lautet die Empfehlung, wenn eine Fühligkeit auftritt, den Weidegang einzuschränken – oder die Aufnahme von Gras. Vorsicht ist allerdings bei abgefressenen Weiden geboten – sie können ebenfalls Probleme verursachen. Etwa durch Weißklee, der sich hier häufig in Massen wächst und massive Stoffwechselprobleme auslösen kann. Idealgewicht und ausreichend Bewegung sind vorbeugend oder als Gegenmaßnahme geeignet. Dem Körper zu helfen, die Gifte wieder loszuwerden ist ebenfalls sinnvoll. Mehr darüber in Kürze.

* Auch andere Gräser, die sich üblicherweise auf unseren Pferdeweiden finden, enthalten Alkaloide. In beiden oben genannten findet man jedoch die höchsten Mengen. Leider kommen sie auf unseren Weiden und Heuwiesen am häufigsten vor.