Historisch-Hippologisch (2)

Im letzten Beitrag habe ich eine – wie ich finde – spannende Aussage aus dem im Jahr 1835 veröffentlichten Buch* von Constantin Balassa wiedergegeben. Der k.k. Rittmeister hat aber noch mehr Interessantes zu bieten: „Diese halben Arrets werden mit oder ohne Beyhülfe der Schenkel gemacht, …

… nämlich ohne Schenkel: wenn ein Pferd aus seinem Tempo kömmt, wie es der Fall bey hitzigen und mit vielem Temperament begabten Pferden ist, indem sie sich übereilen; mit den Schenkeln aber, wenn es dem Mundstück zu entgehen sucht, sich zu sehr in dasselbe lehnt, und den Kopf mit dem Halse noch zu tief trägt.“

Jetzt muss man erst einmal erklären, dass ein halber Arret nicht dasselbe ist wie das, was wir heute unter einer halben Parade verstehen. Denn eine halbe Parade ist laut FN-Definition immer mit Bein (Einschließen des Pferdes zwischen den Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen).

Ein halber Arret meint bei Balassa eine sanfte, von unten nach oben gerichtete Handbewegung ohne am Sitz etwas zu verändern, also das, was wir heute eine Aufwärtsparade nennen. Diese kann (auch heute noch) mit und ohne Bein gegeben werden und kann ein oder beidseitig einwirken, ganz minimal oder etwas deutlicher ausfallen, je nach Situation, Pferd und Gangart.

Also: Eilt bei Balassa das Pferd, erfolgt der „halbe Arret“ ohne Schenkeldruck; legt es sich auf die Hand oder drückt dagegen, erfolgt er zeitgleich mit einer treibenden Schenkelhilfe. Weder mit noch ohne Bein ist die sanft aufwärtsweisende Zügelhilfe also das, was wir heute unter einer halben Parade verstehen.

Übrigens: Eine andere Form ein eiliges Pferd zu parieren ohne den Zügel einzusetzen ist der Bügeltritt.

* „Zähmung des Pferdes, Rationelle Behandlungsart der Remonten und jungen Pferde überhaupt und der bösen, verdorbenen und reizbaren insbesondere“