Der Bügeltritt

Wie schafft man es, seine Hilfengebung immer weiter zu verfeinern und so auch das Pferd immer feiner auf die Hilfen reagieren zu lassen? Man erweitert seinen Werkzeugkasten und bemüht sich, weniger zu machen, dafür aber das Richtige. Und das Richtige in Sachen Parieren ist oft ein Bügeltritt.

Der Bügeltritt ist eine feine(!) Sache, um eiliges Pferd zu parieren, ohne die Hand einzusetzen oder ein auf die Vorhand kommendes Pferd wieder besser auszubalancieren: Vereinfacht ausgedrückt kann man ein Pferd damit langsamer machen (oder versammeln), indem man die Hinterbeine anspricht. Auch Pferde mit überempfindlichen oder auch stumpfen Mäulern reagieren auf Bügeltritte meist fantastisch.

Den Bügeltritt verstehen Pferde intuitiv. (© C. Götz)

Im Grunde genommen ist es nur ein kurzes Antippen des Steigbügels mit dem Fußballen – als ob man kurz aufs Gaspedal geht, so kurz, wie man beim Mitwippen einer schnellen Musik mit dem Fuß den Takt tippt. Ein Bügeltritt kann ebenso wie jede andere Hilfe – und damit sind wir wieder bei der Verfeinerung der Hilfengebung – in seiner Stärke variiert werden. Von dem oben beschriebenen musikalischen Wippen bis zu einer stark verfeinerten Variante, bei der man nur das Durchfedern im Fußgelenk kurz aussetzt.

Wird man zu aktiv bei dieser Hilfe, besteht die Gefahr, dass man selber fest wird. Macht man sie richtig, bekommt man als Belohnung ein Pferd, das dadurch fast automatisch den Rücken aufmacht und/oder noch aktiver von hinten unter den Schwerpunkt fußt. Es ist auch wichtig von Anfang an vorsichtig zu dosieren, da man ein Pferd bei falschem, dauerhaftem Einsatz damit genauso lahm reiten kann wie durch zu starken Zügeldruck.

Ich hatte das Erlebnis Bügeltritt das erste Mal vor fast 40 Jahren, als ich ein Schulpferd (Danke, Gary!) zum Halten aus dem Trab durchparierte: Leider wusste ich es damals nicht. Aber ich hatte gefühlt, dass das Pferd, indem ich die Anweisung des Reitlehrers „Parade, Parade, Parade, Halten!“ ausführte, wie ein Einser auf allen Vieren zum Stehen kam und vor mir größer geworden war. Ich kann heute noch dieses tolle Gefühl abrufen. Und indem ich dort hinspüre, fühle ich, dass meine Beine im Halten lang und die Absätze tief zum Liegen kamen.

Erst als ich viel später den Bügeltritt als isolierte Hilfe kennenlernte, erkannte ich dass er bei diesem Zusammenspiel aus Sitz, Hand und Bein bereits auf ganz natürliche Weise anwesend war. Übrigens: Auch Pferde verstehen einen Bügeltritt, da er eine Gewichtshilfe ist, intuitiv und müssen ihn nicht – wie Schenkel- und Zügelhilfen – erst erlernen.