Kein Halten mehr

Ohne Grußaufstellung die Prüfung beginnen – was seit einiger Zeit in einem Teil der Vielseitigkeits-Dressuren üblich ist, wird auf einmal zum Aufreger. Der Grund: Ab April nächsten Jahres ist das anfängliche Halten-Grüßen in den Niederlanden in Dressurprüfungen bis zur mittelschweren Klasse gestrichen.

Die Kommentare derjenigen, die das nicht gut finden, sind eindeutig: Die Niederländer könnten ohnehin nicht mehr anhalten, wie ihre Stars mehrfach bewiesen hätten, deren Pferde bei internationalen Auftritten das Halten-Grüßen verweigerten. Und man könne den Schritt auch gleich mitabschaffen, wenn man so anfange.

In der Vielseitigkeit gibt es bei uns von nationalem A bis zu internationalen Sternewettbewerben bereits länger Dressurprüfungen ohne einleitende Grußaufstellung. Die Meinungen dazu sind ebenso unterschiedlich, wie die Argumente, die jetzt pro und contra im Zusammenhang mit der niederländischen Aktion genannt werden:

Eine Grußaufstellung des Japaners Hiroshi Hoketsu bei den Olympischen Spieln in Peking 2008. (© Tksteven, Wikipedia)

Eine Grußaufstellung des Japaners Hiroshi Hoketsu bei den Olympischen Spieln in Peking 2008. (© Tksteven, Wikipedia)

Pro: Was spricht dafür die Grußaufstellung zu streichen?

  • Pferde bleiben im Fluss
  • Zeitersparnis bei vielen Startern
  • Für junge Pferde zu anspruchsvoll
  • Attraktivität für die Zuschauer gesteigert

Contra: Was spricht dagegen?

  • Prüfung des Gehorsams
  • „Visitenkarte“
  • Tradition
  • Höflichkeit

Doch was passiert eigentlich genau beim Halten-Grüßen? Auch im Halten muss der Reiter das Pferd vor seinen treibenden Hilfen behalten. Anzeichen, dass dies nicht der Fall ist und eventuell auch vorher schon nicht war, kann etwa ein Abkippen hinter die Senkrechte nach der ganzen Parade sein. Eine korrekte ganze Parade erfordert zudem eine nachgebende Zügelhilfe. Verkriechen, Herausheben sowie An- oder Zurücktreten des Pferdes sind Zeichen dafür, dass diese fehlte, oder dass die Einwirkung von Hand und/oder Schenkel während des Haltens zu hoch sind. Die ganze Parade und das folgende Anreiten sind zudem ideal, um die Durchlässigkeit und das Gleichgewicht zu überprüfen.

Beim Grüßen selber werden die Zügel normalerweise in eine Hand genommen und ein Arm gesenkt oder zur Kopfbedeckung geführt. Ein Kopfnicken begleitet den Gruß. Das Umgreifen an den Zügeln muss jeweils feinfühlig erfolgen, sodass das Pferd nicht allein dadurch gestört wird. Ein Pferd, das beim Grüßen an den Hilfen bleibt, ist sicher am Sitz.

Meine Meinung: Halten und Grüßen und daraus erfolgendes Anreiten in die Prüfung können dazu beitragen, feinfühligere Reiter zu erziehen. Mehr dazu in Kürze. Lässt man diese Anforderung weg, ist ein weiterer Prüfstein verschwunden, der es den Richtern möglich macht, einen vielfältigen Eindruck vom Gerittensein des Pferdes und den Fähigkeiten des Reiters zu erlangen.