Historisch-Hippologisch (3)

Er ist der Klassiker der Klassiker der poetischen Reitliteratur, der große Nachdenker über tiefgründige Themen, die er als Schriftsteller in vollmundige Worte fasste: Von Rudolf G. Binding kennt wohl jeder das Zitat „Das Pferd ist dein Spiegel. Es schmeichelt dir nie.“ Es stammt aus der „Reitvorschrift für eine Geliebte”. Darin findet sich vieles, was zitierwürdig ist …

… manches würde man in diesem Buch* nicht vermuten, in dem der Autor in kurzen Texten Ratschläge gibt – nicht nur zum Reiten selbst, sondern welche Einstellung und Motivation man dafür haben sollte. Heute würde man viele dieser Tipps mit dem Schlagwort Achtsamkeit betiteln.

Interessanterweise hat er auch, ohne dass der Begriff damals existierte, das Phänomen der Trageermüdung/-erschöpfung beschrieben: „Der Hals wird lang, frei und leicht getragen und wächst zwischen aufrechten, eng an den Leib anliegenden Schultern empor, die von der Macht des Rumpfes nicht auseinandergepresst werden.“ Ist letzteres aber der Fall, ist der Brustkorb zwischen den Schultern abgesunken und damit das wohl auffälligste Anzeichen für Trageermüdung/-erschöpfung vorhanden.

Rudolf G. Bindings Reitvorschrift für eine Geliebte ist nicht nur antiquarisch erhältlich. (© C. Götz)

In diesem Beitrag hatte ich bereits über Binding berichtet.

* Rudolf G. Binding: Reitvorschrift für eine Geliebte, Rütten & Loening Verlag, 1926, Seite 30