Ist nicht dagegen schon dafür?

„Wenn ein Pferd sich verstellen will, macht es sich schlechter“, sagt „der olle Pauschke“, der sich in dem Film „Meines Vaters Pferde“* um die Offizierspferde kümmert. Der Spruch fällt, als der Protagonist der Geschichte den als schwierig bekannten Wallach Bayard übernehmen soll. 

Ich erspare uns den frauenfeindlichen Spruch, der den Einstieg zu dem Satz aus dem Film darstellte, und komme gleich zum Thema: Ein Pferd, das sich nicht wertgeschätzt fühlt, wird nie sein volles Potenzial zeigen können und wollen. Und umgekehrt können Pferde, die die Begeisterung und Zuneigung ihrer Reiter spüren, zu unerwarteten Höchstleistungen auflaufen.

Ich weiß, das hört sich jetzt „wendymäßig“ an. Aber ich glaube, dass letztendlich jeder Reiter ein oder zwei Fälle kennt, bei denen er sich so etwas auch schon überlegt hat: Pferde, die unter einem mehr als mäßigen Reiter plötzlich erfolgreich springen, obwohl sie sich unter anderen Reitern als problematisch erwiesen haben, sind dafür typische Beispiele.

Da sind die Kommentare aus den Zuschauerreihen dann oft neidisch bis bösartig. Aber selbst diejenigen, denen die „armen Gäule leid tun, weil der da oben bei jedem Sprung im Maul reißt und in den Rücken dotzt“, fragen sich dennoch oft, was diese Leistung wohl möglich macht.

Ich glaube, es ist in erster Linie Vertrauen und Wertschätzung. Und ich bin sicher, dass umgekehrt jeder Anflug von:

  • So will ich das nicht!
  • Das ist nicht gut.
  • Zu langsam, zu schnell, zu …
  • Nein!

den wir im Sattel haben, eine große Rolle spielt. Denn die Pferde bekommen das genauso mit, wie wenn wir positiv denken.

Die Szene in „Meines Vaters Pferde“*, in der als schwierig bekannte Wallach seinem Ruf alle Ehre macht.

Die Szene in „Meines Vaters Pferde“*, in der als schwierig bekannte Wallach seinem Ruf alle Ehre macht.

In dem oben genannten Film, der übrigens in punkto Pferdewissen vom damaligen Olympischen Komitee für Reiterei beraten wurde und in dem tatsächlich viel Pferdeverstand steckt, bringt der Stallmeister besagten Spruch an, als der Protagonist von Bayard in den Sand befördert wird. Dieser ändert daraufhin seine Einstellung und profitiert sehr davon.

* Der Zweiteiler lief in meiner Kindheit immer an Weihnachten, nicht an Ostern. Trotzdem: Schöne Feitertage!