Keine Angst vor Fehlern

Die Generation Helikopter* bekommt alles aus dem Weg geräumt. Selber aus Versuch und Irrtum lernen – Fehlanzeige. Und das ist nicht gut. Denn Fehler zu machen gehört dazu, in jedem Bereich: beruflich und privat und natürlich auch bei allen körperlichen Tätigkeiten, vom Hand- oder Heimwerken bis zum Sport. Je eher wir lernen, damit umzugehen, umso besser kommen wir damit zurecht.

Wie bei der Erziehung von Kindern ist derzeit das Vermeiden von Fehlern beim Reiten und beim Umgang mit dem Pferd extrem angesagt. Dabei ist Reiten lernen per se maximal fehlerbehaftet: Denn es erfordert komplexe Feinabstimmung unterschiedlichster minimaler Bewegungen und damit eine ausgesprochen gute Körperbeherrschung. Und die wiederum erreicht man nicht, indem man ängstlich Fehler vermeidet.

Außer, dass Fehler normal sind, spricht noch etwas für sie und etwas Wichtiges spricht dagegen, sie krampfhaft zu vermeiden:

  • Fehler sind wichtig, um zu wissen, wann etwas wirklich richtig ist – gerade beim Sport. Zu viel Rückkopplung von außen (etwas, das auch für Helikopter-Eltern typisch ist) führt zudem dazu, dass Bewegungslernen verzögert wird, statt es zu verbessern.
  • Fehler vermeiden zu wollen baut immensen Druck auf. Dieser wiederum wird eher dazu führen, dass mehr oder schlimmere Fehler gemacht werden, als sie ganz zu vermeiden.

Beim Longieren kann man die Fehler meist besser sehen, als man sie beim Reiten spürt. (© C. Götz)

Ähnliches gilt für das lernende Pferd: Es muss auf der Basis von Ja und Nein – und der Zuhilfenahme von positiver und negativer Verstärkung – verstehen, wie es seinen großen Körper mit unserem in Einklang bringen soll. Es muss erkennen lernen, wann es schneller oder langsamer werden oder anhalten soll, und es muss lernen und akzeptieren, wohin es sich für uns bewegen soll.

Der Reiter muss mit zwei Arten von Fehlern klar kommen: denen, die er bei sich macht und denen, die er beim Pferd macht. Manche Fehler – etwa die bei der Hilfengebung oder dem Sitz betreffen beide, andere – etwa falsches Timing – nur das Pferd. Was braucht es, um aus Fehlern optimal zu lernen? Ich würde sagen: neben der Bereitschaft, sich verbessern zu wollen – Verstand und Gefühl.

Eine meiner Lieblingsübungen, wie Sie beides schulen können und gleichzeitig spüren können, wie ein Pferd sich beim Erlernen der Hilfen fühlen könnte, beschreibe ich im nächsten Beitrag.

* Um eine andere Art des Helikopterns ging es in diesem Beitrag