Möglichst viele Aspekte und Zusammenhänge auf dem Schirm zu haben, wenn man Mensch oder Tier behandelt, das Problem in seiner Ganzheit zu erfassen und zu berücksichtigen – das ist Medizin, die die eigentlichen Ursachen einer Erkrankung angeht. Aber was bedeutet das in der Praxis?
Ganzheitlich heißt für mich zuallererst: Das Individuum betrachten. Wo sind seine persönlichen Schwachpunkte? Welche Probleme bekommt es immer wieder? Was sind jeweils die Auslöser? Und welche Unfälle, Verletzungen und Narben hat es? In eine ganzheitliche Betrachtung fließen in der Regel auch die Fragen nach den aktuellen Lebensumständen und der Ernährung ein.
All diese Komponenten können ursächlich für so gut wie jede Erkrankung verantwortlich oder zumindest erheblich daran beteiligt sein. Beim Stichwort „ganzheitlich“ steht für mich vor allem die Anamnese und damit die Diagnose im Vordergrund.
Viele begreifen als ganzheitlich aber nur den Aspekt der Therapie – und da speziell den naturheilkundlichen Teil. Daran ist erstens nichts mehr ganzheitlich und zweitens steht jedem ja frei, sich für die Behandlung seiner Wahl zu entscheiden – ob Akupunktur, Osteopathie, Medikamente oder OP – aus der Ganzheit der Möglichkeiten sich bedienend.
Es macht für mich allerdings wenig Sinn, etwas operieren zu lassen, das letztlich nicht die eigentliche Ursache des Problems ist oder dauerhaft Schmerzmittel zu nehmen, die nur den wahren Grund übertünchen.

Alles ist miteinander in Verbindung – im Körper selbst sowie in der Ganzheit Köper-Seele-Geist. (© C. Götz)
Zwei Beispiele sollen verdeutlichen, dass im Körper nichts isoliert existiert:
- Wer einen Bandscheibenvorfall hat und sich auf die Ursachensuche begibt, wird über die vermeintliche Ursache der Verspannung der Rücken- und/oder Bauchmuskultur vielleicht irgendwann bei Stress und noch weiter in der Vergangenheit bei einem Trauma landen, das dem Körper diesen dauerhaften Stress nahelegt.
- Kopfschmerzen können durch so unterschiedliche Ursachen wie Allergien, Nahrungsmittelintoleranzen, Stress, Infektionen, Medikamente oder Traumata (Unfälle, Stürze und darauffolgende Verspannungen) ausgelöst werden.
Der entscheidende Punkt ist aber: Ursachenforschung lohnt sich, denn ohne Beseitigung der eigentlichen Ursache ist keine dauerhafte Linderung von Beschwerden möglich. Das ist auch bei Pferden nicht anders. Und: Die Ursachensuche sollte möglichst früh beginnen, nicht erst, wenn der Weg zur eigentlichen Ursache von Symptomen zugemüllt ist oder wenn die Behandlung der Ursache nicht mehr ausreicht, weil bereits zu viel kaputt gegangen ist.
Ursache oder Auslöser? Darüber habe ich mir hier bereits Gedanken gemacht. Und in diesem Artikel erfährst du, welche Folgeerkrankungen Narben auslösen können.