Natürlich trinken

Unlängst stieß ich zu einer Diskussion, in der es um artgerechte Pferdehaltung ging, speziell ums Anlegen von Tränken im Freien. Das ist der Anlass, heute einmal die unterschiedlichen Arten, wie Pferde in verschiedenen Haltungsarten trinken müssen, unter die Lupe zu nehmen. Und wie sie dies in der Natur machen würden.

Wie wir Menschen auch, brauchen Pferde Wasser zum Überleben. Wie sie es trinken und wie viel sie benötigen ist aber sehr unterschiedlich. Wild lebende Pferde trinken vor allem in Abhängigkeit von der Erreichbarkeit von Wasser. Aber auch die Nahrungssituation spielt eine Rolle. Gras besteht aus bis zu 85 Prozent Wasser. Untersuchungen zeigten, dass wild lebende Pferde in der Regel nur einmal täglich, spätestens jedoch jeden zweiten Tag ihre Wasserstelle zum Trinken aufsuchen. Ist Wasser in der Nähe der Weidegründe verfügbar, trinken sie aber auch hier gerne mehrmals täglich kleine Mengen.

Die Position, die sie dafür einnehmen müssen ist tief, meist sehr tief. Auch wenn sie sich mit den Hufen ins Wasser stellen, nehmen sie eine Trinkposition ein, bei der Kopf und Hals in einer Linie nach unten gestreckt werden. Lediglich der Winkel zwischen Hals und Schulter ist dabei mehr oder weniger steil. Beim Trinken pressen sie Ober- und Unterlippe fest zusammen. Durch eine kleine Öffnung – vergleichbar einem Strohhalm – saugen sie das Wasser ein und schlucken es ab, indem es durch Bewegungen von Zunge, Kiefer, Kehlkopf und Schlund hochbefördert wird. Sie sind so genannte Saugtrinker.

Wildlebende Mustangs in Utah an einer Wasserstelle. (© Jaime Jackson, Wikipedia)

Als Fluchttier möchte das Pferd sich an der Wasserstelle so sicher wie möglich fühlen. Wasserstellen werden deshalb möglichst so frequentiert, dass das Gelände möglichst einsehbar ist, Feinde also schnell entdeckt würden und die Flucht frei bleibt.

Im Offenstall kann man diese Bedürfnisse in der Regel weitgehend erfüllen. Es gibt Tränken, die für die Pferde sicher und trotzdem bodennah sowie – bei einer ausreichenden Anzahl an Pferden – frostfest sind. Aber auch hier sind letztlich nur die Tränken wirklich natürlich, bei denen das Pferd nicht mit der Zunge oder einem anderen Teil des Kopfes die Wasserzufuhr starten muss. Sobald Bälle oder Klappen niedergedrückt oder Ventile betätigt werden müssen, kann man nicht mehr wirklich von natürlich sprechen.

Ich betone das, weil in nahezu keiner Haltung, Wasser wirklich natürlich angeboten werden kann. Mehr über das Trinken aus Tränken in Boxen und was es Pferden für Probleme bereiten kann, im nächsten Beitrag.