„Neu wird er nicht mehr“, war ein Spruch einer meiner Ausbilderinnen. In der Regel ging es dabei um ein Pferd mit entsprechender Vorgeschichte – in gesundheitlicher, psychischer oder ausbildungstechnischer Hinsicht. Oft waren auch alle drei Bereiche betroffen.
Sie gebrauchte die Aussage, um den Pferdebesitzern klar zu machen, dass das, was in der Vergangenheit passiert war, zumindest in Teilen weiterhin seine Auswirkungen auf das Pferd haben würde. Bei allen diesen Pferden hatten Überlastungen, Verletzungen oder falsches Reiten ihre Folgen im Gewebe und in der Psyche hinterlassen – häufig in der Form vom Schäden an knöchernen oder sehnigen Strukturen oder in Form von Verhaltens- und Bewegungsmustern. Außerdem hatte auch der Zahn der Zeit an den bestehenden Problemen genagt, solange sie nicht behoben wurden (soweit sie noch behoben hätten werden können).
Auch wenn man wirklich viel mit der passenden Therapie, einer korrekten Ausbildung oder angepasstem Training wieder gut machen kann, ist doch häufig einfach zu viel Zeit vergangen. Ein Pferd, das bereits als Fohlen oder beim Anreiten einen Unfall hatte, wird häufig aus der Kompensation so viele Folgeschäden ziehen, dass es früh degenerative Veränderungen an weiteren Strukturen hat.
Deshalb kann man besonders Jungpferdebesitzern nur raten: Seid sorgsam im Umgang und beim Reiten und lasst den Pferden nach einer Verletzung oder Erkrankung nicht nur die entsprechende Therapie zukommen, sondern vor allem auch Zeit und ein entsprechendes Wiederaufbautraining. Denn das Problem sind meist gar nicht so sehr die offensichtlichen Schäden – der Sehnenschaden, das gebrochene Griffelbein, die Schlagverletzung – sondern die Probleme, die im Hintergrund ablaufen: Die Verspannungen in der Muskulatur, die osteopatische Blockierung oder die Überlastung eines oder mehrerer der gesunden Beine.
Und nicht zuletzt: Ich glaube, wer das im Hinterkopf hat, wird insgesamt mehr Geduld mitbringen, ohne dass das Pferd krank ist.