Nicht nur eine Frage der Ohren

Wird er jetzt gleich giftig? Die Ohren gehen schon recht stramm nach hinten. Worauf sich dieses Pferd gerade konzentriert wird aus diesem Ausschnitt nicht auf den ersten Blick ersichtlich. So kann es einem aber auch gehen, wenn man sich gerade zum Putzkoffer gebückt hat und wieder hochschaut.

Die Ohren gehen recht stramm nach hinten. Um zu erkennen, was dieses Pferd gerade bewegt, braucht es aber mehr Informationen. (© C. Götz)

Der erste Blick fällt auf die schon recht eng anliegend aussehenden Ohren. Weil das zweite Ohr nicht sichtbar ist, kann man davon ausgehen, dass es – genau wie das sichtbare Ohr – mit einer gewissen Spannung nach hinten gedreht ist.

Das Winterfell und die rassetypischen Knochenstrukturen machen eine Einschätzung dieser Momentaufnahme nicht wirklich leicht. Das kleine feste Maul verrät nicht viel. Lediglich die Kuhle, hinter der Unterlippe am Unterkiefer zeigt eine gewisse Anspannung. Das Auge wirkt konzentriert, fokussiert aber nicht, wie auch die zarten Falten unter und über dem Auge andeuten.

Die Bildfolge zeigt genauer, wie sich die Situation entwickelt hat: Die Stallkatze war auf die Abtrennung im Inneren der Offenstall-Paddockbox gesprungen. Der Haflinger, der die Katze gut kennt, zeigte Interesse, was es da zu sehen gibt. Dann signalisiert er auf nicht aggressive Art dem stallfremden Fotografen, auf Abstand zu bleiben. Nachdem die Katze von der Brüstung gesprungen war, horcht er (auf dem dritten Bild von links) völlig entspannt nach hinten und zeigt anschließend auf dem Bild ganz rechts eine Mischung aus Unsicherheit und beginnender Warnung.

Die Bilder zeigen von links nach rechts: Neugierde, Bewachen, entspannte Orientierung, dezente Warnung. (© C. Götz)

Wer die individuellen Zeichen seines eigenen Pferdes in verschiedenen Situationen beobachtet, hat gute Chancen, dies auch in einer Situation zu erfassen, die es erfordert, schnell zu erkennen, was das Pferd hat und wie es ihm geht.