Nur keine Beweise

Es ist schon erstaunlich, dass etwas, das angeblich einfach nur nicht wirkt, so viele Gegner auf den Plan ruft. Sollte man doch meinen – wirkt nicht, also kann man es auch ignorieren. Lass die Deppen halt machen. Aber nein. Homöopathie-Gegner sind seit über 200 Jahren voll unter Dampf …

Zuletzt wieder in diesem Artikel. Die Argumentation ist wirklich faszinierend: Jetzt wird kritisiert, die Wirkung der Homöopathie mit den gängigen wissenschaftlichen Methoden zu prüfen. Denn diese Methoden seien „fehleranfällig und als Methode nicht davor gefeit, Ergebnisse zu produzieren, die auch dort Wirksamkeit attestieren, wo vielleicht keine ist“. Der Journalist und Biologe, der mit dieser Forderung zitiert wird, ist erklärter Gegner der Homöopathie und Autor des Buches „Die Homöopathielüge“.

Soll man Homöopathie mit gängigen wissenschaftlichen Methoden prüfen? Homöopathiegegner sind dagegen.

Soll man Homöopathie mit gängigen wissenschaftlichen Methoden prüfen? Homöopathiegegner sind dagegen.

Nun ist das Prinzip der Homöopathie in Bezug auf Herstellung und Verordnung der Arzneien ein komplett anderes als bei pflanzlichen oder synthetisch hergestellten Arzneimitteln. Dieses andere Prinzip nicht verstehen zu können, ist es vielleicht, was die Homöopathie-Gegner so kirre macht. Denn bislang kann die Wissenschaft nur vermuten und nicht gesichert erklären, wie Homöopathie wirkt.

Aber bis vor kurzem konnte man auch nicht erklären, warum Hummeln fliegen. Die wissenschaftlichen Gesetze der Aerodynamik besagen nämlich, dass es unmöglich ist, mit dem Verhältnis von Flügelfläche zu Gewicht, wie die Hummel es hat, zu fliegen. Da nun jedes Kind weiß, dass Hummeln trotzdem fliegen, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Erklärung fand: Extrem-Zeitlupe und ein geeigneter Versuchsaufbau zeigten, dass Hummelflügel ihren Auftrieb auf gänzlich andere Weise als Flugzeuge erzeugen – indem sie zusätzliche Wirbel und damit vermehrt Auftrieb erschaffen.

Tatsächlich aber werden alle schulmedizinischen Arzneien und Heilmittel genau mit diesen Methoden getestet werden, die – ich muss es noch mal zitieren – „auch dort Wirksamkeit attestieren, wo vielleicht keine ist“. Dazu noch ein Satz aus dem Artikel, dem ich (natürlich aus dem Zusammenhang gerissen) zustimme: „Dem Einhalt zu gebieten heißt freilich auch, die methodischen Grenzen evidenzbasierter Methoden offen anzusprechen.“