Osteopathie bei Equinem Asthma

Jeder kennt das: Bei einer starken Erkältung hat man häufig sogar Muskelkater vom vielen Husten. Oft fällt das Atmen auch dann noch schwer, wenn der Infekt vorbei ist. Das liegt nicht nur daran, dass sich auch das Lungengewebe wieder erholen muss, sondern auch daran, dass die Faszien, die sowohl Muskeln als auch alle Organe umhüllen, sehr leicht verkleben. Eine neue Studie zeigt jetzt, was sich bei Pferden noch verändern kann …

Schon sehr lange empfehle ich, nach einen überstandenen Husten oder bei Pferden mit chronischem Husten – jetzt Equines Asthma (EA) genannt – die Atemhilfsmuskulatur zu lösen sowie alle Muskeln, die bei länger andauerndem Husten im Bereich des Bauches und Halses strapaziert werden..

Eine Studie aus Ungarn zeigte jetzt die Zusammenhänge zwischen Verlagerungen des Gaumensegels und EA: Mit dem Ergebnis, dass die oberen und unteren Atemwege des Pferdes als Einheit behandelt werden müssen. Das finde ich gut, denn ich beobachte in meiner therapeutischen Arbeit schon seit Jahren, dass die meisten Pferde mit Lungenproblemen auch im Bereich des Kehlkopfes behandelt werden müssen.

In der Studie zeigte sich, dass 65 Prozent der Pferde mit leichtem EA und 79 Prozent der Pferde mit hochgradigem EA schon in Ruhe eine Verlagerung des Gaumensegels zeigen. In der Belastungsendoskopie wurde die Verlagerung sogar bei allen Fällen von schwerem EA nachgewiesen.

Der Hintergrund: Das (bei einem Großpferd etwa zehn Zentimeter lange) Gaumensegel trennt Mund und Nasenrachenraum. Das bemuskelte Organ verändert seine Lage beim Atmen und Schlucken. Es kann sich aber auch unphysiologisch (krankhaft) dauerhaft oder vorrübergehend verlagern. Bei der so genannten Dorsalverlagerung kommt das Gaumensegel von seiner normalen Position unterhalb des Kehlkopfdeckels über den Kehlkopfdeckel.

Stark schematische Darstellung der Lage des Gaumensegels in physiologischer Position unterhalb sowie verlagert oberhalb des Kehlkopfes. (© C. Götz)

Die plötzliche Verlagerung unter Belastung macht sich manchmal durch rasselnde, schnorchelnde oder gurgelnde Geräusche bemerkbar. Oft hört man aber auch gar nichts. In einigen Fällen kann das Pferd – vor allem, wenn es ohnehin schon stark gefordert war – etwa am Ende einer längeren Galoppstrecke – auch plötzliche Leistungseinbußen zeigen.

Die Lage des Gaumensegels im Pferdekopf. (© C. Götz)

Schon lange werden für diese Verlagerung verschiedene Ursachen diskutiert. Einige davon haben ebenfalls eine muskuläre Beteiligung, etwa Rückwärtsbewegungen des Zungenbeins (wie sie bei starkem Einwirken am Gebiss auftreten) oder eine Kopfposition hinter der Senkrechten (wie sie bei falschem Reiten auftritt).

Die Studie zeigt nun, dass Husten und Probleme am Gaumensegel zusammenhängen. Meiner Beobachtung nach ist es so: Viele Pferde bekommen nach einem Husten Probleme am Kehlkopf. Löst man diese nicht durch physiotherapeutische und/oder osteopathische Techniken, können die Pferde den Husten schlechter ausheilen. Ich würde aber grundsätzlich auch den umgekehrten Fall nicht ausschließen: Dass Pferde mit Problemen am Kehlkopf dazu neigen, Lungenprobleme zu entwickeln.