Problem: Hufe

Immer wieder höre ich, das Pferd habe eben schlechte Hufe, es sei ein Galopper oder Traber und das kenne man ja: Galopperhufe, Traberhufe, Quarterhufe … Fragt man dann mal nach kommt meist bei den betreffenden Pferden eine Gemeinsamkeit zutage:

Sie wurden schon sehr jung beschlagen: sind als Zweijährige bereits auf der Bahn oder im Turnierzirkus im Einsatz gewesen und bekamen dafür natürlich … Eisen. Früher Beschlag aber ist für einen Pferdehuf Gift.

Denn eine der wichtigsten inneren Strukturen – das so genannte Strahlpolster oder -kissen – fängt erst ab einem Alter von etwa fünf Jahren an seine volle Stärke in Form von stützenden bindegewebigen Strukturen auszubilden. Allerdings nur, wenn das Pferd nicht beschlagen ist. Durch Beschlag ist es dem Strahlkissen nicht möglich sich auf diese Art auszubilden und es bleibt weicher und dünner.

Es ist kein Wunder, wenn ein Huf, der in seinem Wachstum eingeschränkt wird, weil das Pferd bereits sehr jung beschlagen wurde, schlecht ist. Es sind also keine Galopper-, Traber- oder Quarterhufe, die wir dann sehen, sondern die Hufe von Pferden, die sich nie zu ihrer vollen Größe und zu ihrer vollen inneren Stärke ausbilden konnten. Besonders krass trifft dies diejenigen Pferde, die ganzjährig beschlagen sind.

Wer jetzt als Gegenargument anbringt: Aber die Hufe von Galoppern, Trabern und Quartern unterscheiden sich in ihrer Form massiv, der hat Recht. Nur nicht im Sinne eines Gegenarguments auf einer genetischen Grundlage. Denn die Beschläge für die jeweilige Nutzung unterscheiden sich stark voneinander. So werden Galopperhufe oft sehr flach mit empfindlicher Sohle, während Traber durch Bahnbeschlag häufig extrem lange Zehen mit untergeschobenen Trachten und Quarter vielfach Trachtenzwang entwickeln.

Vorderhuf eines Galoppers der auf der Bahn war. Die untergeschobenen Trachten haben auch viele andere Pferde, die dauerhaft beschlagen werden. (© C. Götz)

Vorderhuf eines Galoppers der auf der Bahn war. Die untergeschobenen Trachten haben auch viele andere Pferde, die dauerhaft beschlagen werden. (© C. Götz)

Auch Warmblüter, die bereits mit drei Jahren eine ganzjährige Bereifung ertragen müssen, bekommen häufig diese Art von Problemen. Eine Eisenabnahme über den Winter bei gleichzeitig freier Bewegung draußen – wie es früher als Winterpause üblich war – ist eine Maßnahme, dem Huf zu erlauben, sich zu erholen. Eine andere ist, den Beschlag so lange wie möglich hinauszuzögern. Möglich wird dies vor allem durch dem Alter angepasste Arbeit und durch Bewegung auch auf harten, unebenen Untergründen, die den Huf stimulieren.

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