Zu welchen Rückschlüssen sind Pferde fähig? Das fragen sich auch Pferdebesitzer manchmal. Ein häufig beobachtetes Phänomen kann dazu einen Hinweis geben: Viele Pferde sind nämlich in Sachen Pferdestärken echte Experten …

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich erfahren habe, dass mein Wallach mich immer mit einem Wiehern begrüßt: Ich fuhr an diesem Tag das erste Mal mit dem neuen Wagen in den Stall. Als ich vom Parkplatz auf den Paddock hinter dem Stall ging, wieherte er, als er mich sah. Überrascht und erfreut kommentierte ich dies. Da sagte der Stallbesitzer, der gerade am Abmisten war: „Der wiehert immer, wenn du in den Hof fährst.“

Da bist du ja. Der Besitzer wird am Auto erkannt. Dass er aber das Begrüßungswiehern im Wagen möglicherweise nicht hören kann spielt für das Pferd keine Rolle: Denn es wird ja nach dem Aussteigen ebenfalls begrüßt. (© C. Vidal)

Nun war ich sprachlos: Der Parkplatz liegt abseits. Man braucht etwas Zeit, um von dort in den Stall und auf den Paddock oder die Weide zu gelangen. Die Pferde können den Parkplatz nur selten und nur von der Ferne beobachten. Lediglich die Zufahrt führt näher an den Paddocks vorbei.

Ich habe diese Geschichte so oder so ähnlich noch von einigen Pferdebesitzern gehört: Die Tiere stehen bereits zur Begrüßung am Weidetor wenn man mit dem Auto in den Hof fährt – außer man hat ausnahmsweise ein anderes Fahrzeug, etwa weil das eigene in der Werkstatt ist.

Wir sind so stolz auf unsere Fähigkeit, logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Lange Zeit wurde dies Tieren komplett abgesprochen. Bis erste Versuche an Menschenaffen zeigten, dass auch sie komplexe logische Schlüsse ziehen können. In diesen Experimenten punkten Menschen erst ab einem Alter von etwa drei Jahren. Inzwischen weiß man, dass nicht nur Affen sondern auch Graupapageien anhand von akustischen Signalen Entscheidungen treffen können.

Besonders erstaunlich fand ich folgendes Detail: Die Vögel konnten anhand des Geräusches, wenn die Dosen geschüttelt wurden, die leere von der mit Futter gefüllten unterscheiden und die volle auswählen um die Belohnung zu erhalten. Dies funktionierte aber nur wenn die Dosen horizontal geschüttelt wurden. Die Forscher haben dies zwar erkannt und in ihre Experimente einbezogen – was ganz nebenbei bemerkt ein schönes Beispiel für eine logische Schlussfolgerung ist – allerdings haben sie keine Erklärung, warum das vertikale Schütteln die Papageien so verwirrt, dass sie quasi nicht mehr klar denken können.

Was bedeutet das für die bisherige Einschätzung der Intelligenz der Pferde? Wir messen sie an dem, was sie uns im Zusammenhang mit ihrer Nutzung durch uns widerspiegeln – unter dem Reiter, vor dem Wagen, an der Hand. Ich wage zu behaupten, dass dabei auch eine Menge Situationen zur Beurteilung herangezogen werden, die dem oben genannten vertikalen Schütteln entsprechen – und zwar ohne dass wir das erkennen.