Rezension: Hufe gesund reiten

Selten war ich bei einer Rezension so hin- und hergerissen, wie bei diesem Buch von Burkhard Rau. Wenn mir ein Buch, das ich zur Rezension erhalte, nicht gefällt, stelle ich es normalerweise gar nicht erst vor. Bei diesem hier finde ich weite Teile sehr gut. Aber leider empfinde ich andere Elemente als mangelhaft.

Das Schlimmste gleich vorneweg: „Um unseren eigenen hohen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden benötigen wir hierfür noch etwas Zeit“, schreibt der Autor auf seiner Homepage zu den dort laufenden Umbaumaßnahmen als ich Ende September dort vorbeischaute. Das ist genau das, was ich dem Buch* „Hufe gesund reiten – Die Wechselwirkung von Bewegung und Hufgeschehen verstehen“ gewünscht hätte. Warum?

Die Inhalte sind zum Teil nicht klar strukturiert und gegliedert: Im Kapitel, das dem Buch seinen Untertitel gab, springt der Autor immer wieder zwischen Vorder- und Hinterhufen hin und her. Andere Informationen, die inhaltlich zu diesem Kapitel gehören – etwa die Informationen zu Auswirkungen von Störungen in Sattellage und Schultergürtel auf die Biomechanik der Hufe – findet man sogar in einem anderen Kapitel.

Die größte Enttäuschung für mich war aber  folgendes: Wenn ein Huf als vorbildlich herausgestellt wird, dann erwarte ich auch einen vorbildlichen Huf. Und keinen der deutliche frische Bearbeitungsspuren im unteren Drittel, eine verbogene Röhrchenstruktur und zu hohe Trachten mit einem sehr tiefen Stresspunkt zeigt. Wenn man dann denselben Huf weiter hinten vor der Bearbeitung sieht, weiß man immerhin, dass man die Situation vorne richtig eingeschätzt hat. Lernen werden viele Leserinnen** aus diesem Umstand aber leider nichts, oder das Falsche. Dass auf einem Bild nicht das zu sehen ist, was die Bildunterschrift glauben machen möchte, ist leider in diesem Buch kein Einzelfall.

Das finde ich extrem schade, denn ich habe beispielsweise noch nie eine so gute Übersicht über die unterschiedlichen Hufbearbeitungsmethoden gelesen. Auch das Kapitel zur Abweichung der Hufform finde ich – bis auf die Bildbeschriftungen (die mir auch zu minimalistisch sind) und einige Auslassungen in der inhaltlichen Übereinstimmung von Bild und Text – sehr gelungen.

Ich möchte nicht, dass der Eindruck entsteht, ich fände das Buch schlecht. Ich bin von der Idee und den Maßnahmen grundsätzlich ebenfalls überzeugt. Denn es ist genau so, wie der Klappentext es beschreibt: „Dass sich der Untergrund auf die Hufqualität auswirkt, ist bekannt. Dass aber auch die Art der Bewegung Einfluss auf Form und Qualität der Hufe hat, ist weniger offensichtlich und dennoch ein bestimmender Faktor.“ Und man muss als Pferdebesitzer Verantwortung dafür übernehmen. Das ist nicht so schwer, wenn man weiß, was man alles tun kann. Das Buch gibt einige Tipps und Infos, wie sich das umsetzen lässt.

Es gibt keine schlechte PR: Insofern nur der Tipp – lesen Sie das Buch so kritisch, wie sie jedes Buch kritisch lesen sollten – denn nur so profitieren Sie wirklich davon.

* Verlag Müller-Rüschlikon, 2020, 204 Seiten, 29,90 Euro

** Aus diesem Grund gendere ich.