Rezension: Pferdemuskeln managen

Sie haben Kürzel wie P2, PX oder K1, in ihrem Zusammenhang ist die Rede von Bewegungsunlust, verhärteten Muskeln oder Muskelschwund und hinter allem steht der Begriff PSSM2 – von vielen noch als Modeerkrankung, wissenschaftlich nicht abgesichert oder schlechtes Reiten klassifiziert. Doch …

… muskuläre Probleme und Muskelerkrankungen kommen bei Pferden vor und werden übersehen, verwechselt oder nicht diagnostiziert. Lange Leidensgeschichten von Pferden und Menschen inklusive.

Das Buch* der Biologin Kirsten Guthöhrlein ist unter mehreren Gesichtspunkten sehr beachtenswert. Zum einen hat die Reiterin ein PSSM2-Pferd in der Familie, weswegen sie begann, sich sehr intensiv in die Thematik einzuarbeiten. Zum anderen hat sie Sport und Sonderpädagogik studiert und zudem wissenschaftliche Erfahrung.

Das alles erklärt, wieso das Buch sehr persönlich und aus Sicht von Betroffenen berichtet, sowie die immense Arbeitsleistung, die nötig war, um den aktuellen Stand der Forschung zu diesem Thema zusammenzutragen und kurzweilig und verständlich aufzuarbeiten und zu präsentieren. Das theoretische und praktische Wissen von Tiermedizinerinnen**, Wissenschaftlerinnen, Fütterungsexpertinnen und betroffenen Besitzerinnen ist in diesem Buch gebündelt. Ein umfangreiches Glossar und vertiefende Erklärungen auf einzelnen Seiten helfen, die Materie zu erfassen.

Der Verlag zitiert die am Buch eingebundene Tierärztin Christina Wessling so: „Durch die Zusammenarbeit mit Experten unterschiedlicher Fachrichtungen hat die Autorin einen sehr guten Ratgeber sowohl für den interessierten Laien als auch für den aufgeschlossenen Tierarzt geschrieben. Eine spannende Zusammenführung von Medizin, Genetik und Biologie, die Praxistipps zum Muskelaufbau mit klassischer Reitlehre, Training und Fütterung verbindet.“

Die Autorin schreibt: „Dieses Handbuch möchte Bewusstseinsprozesse anregen, um Besitzer bei der Beobachtung und Bewertung des Gesundheitszustandes ihres Pferdes zu unterstützen.“ Dem stimme ich vollumfänglich zu. Und auch für Pferde die keine der bisher gefundenen PSSM2-Varianten aufweisen gilt eine weitere Aussage der Autorin: „Durch ein individuell angepasstes Fütterungs- und Haltungsmanagement und systematisches Training kann nicht nur die Muskulatur, sondern auch die gesamte Gesundheit eines jeden Pferdes positiv beeinflusst werden.“ Und ich finde, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

* Pferdemuskeln managen – Muskulatur und Wohlbefinden optimieren, FN-Verlag 2023, 334 Seiten, 39,– Euro

** Ja, manche sind auch Männer.