Rezension: Trageerschöpfung

Trageerschöpfung kennt man schon lange, wie ich mit diesem Beitrag belegt habe – nur der Begriff selbst verbreitet sich erst seit gut einem Jahrzehnt. Allerdings ist er für viele auch schon wieder zu einem roten Tuch geworden. Das ist schade, denn er beschreibt ein weit verbreitetes Phänomen sehr gut, über das es jetzt ein Buch gibt …

Geschrieben hat es die promovierte Chemikerin Dr. Sandra Ruzicka, die zudem Pferdeverhaltenstrainerin, F-Balance-Hufbearbeiterin und Pferdephysiotherapeutin ist. Beruflich kommen da also mehrere Komponenten zusammen, die ihr helfen, Situationen am Pferd ganzheitlich zu beurteilen. Das merkt man auch dem Buch auch sehr positiv an.

Detailliert beschreibt sie an vielen Fallbeispielen mithilfe von Bildern die unterschiedlichen Ursachen und Ausprägungen trageermüdeter und -erschöpfter Pferde. An dieser Stelle ein großes Lob an die Arbeit von Miriam Grau, die die Fotos so bearbeitet hat, dass nicht nur ein durchgängiges und damit vergleichbares Ganzes entsteht, sondern die Blickschulung massiv unterstützt wird.

So lassen sich, wie der Verlag schreibt, „Bemuskelung, Körperhaltung und Bewegungsmuster richtig einschätzen“. Die Autorin erläutert kompetent und gut erklärt die Ursachen, Symptome, Kausalzusammenhänge und die kompensatorischen Auswirkungen auf Körper und Psyche des Pferdes.

Spannend finde ich auch den Abschluss des Buches, wo andere Ausbilder „repräsentative Ansätze ihrer jeweiligen Methodik zur Tragkraftentwicklung“ vorstellen.

Und noch etwas wird beim Lesen des Buches klar: Trageerschöpfte Reitpferde sind keine Seltenheit. Viele Pferdebesitzer wissen nicht, dass sie eines haben und natürlich auch nicht, welche Maßnahmen passend sind – auch, weil sie oft nicht wissen, dass Trageerschöpfung viele Ursachen haben kann.

* Dr. Sandra Rudzicka, Trageerschöpfung beim Pferd – Wege zu einem tragfähigen Pferderücken, Müller-Rüschlikon 2023, 207 Seiten, 26,– Euro