Richtig rittig?

Was ist mit Rittigkeit gemeint? Dass dieser Begriff inzwischen unterschiedlich interpretiert wird und so zu Verständigungsproblemen führt, fällt mir in letzter Zeit vermehrt auf. Ursprünglich bezeichnet Rittigkeit die angeborene Bereitschaft des Pferdes, sich reiten zu lassen. Rittigkeit ist somit eine mehr oder weniger vorhandene Grundlage, die durch korrekte Ausbildung zu Durchlässigkeit wird.

Heute wird aber vermehrt der Begriff Rittigkeit benutzt, wenn eigentlich Durchlässigkeit gemeint ist. Ist das schlimm? Jein, meine ich. Aber ich glaube, es hat Vorteile, zu wissen, wo die Unterschiede liegen.

Rittigkeit umfasst in seiner ursprünglichen Definition sowohl innere Eigenschaften (Interieur) als auch Merkmale des Körperbaus (Exterieur). Beim Interieur kommt in punkto Rittigkeit vor allem die Bereitschaft zum Tragen, mit dem Menschen zusammenarbeiten zu wollen. Ein Exterieur unterstützt die Rittigkeit, wenn der Körperbau gute Voraussetzungen bietet, den Reiter nicht nur ergonomisch und verschleißfrei, sondern auch geschmeidig zu tragen.

Nun verwenden immer mehr Menschen den Begriff Rittigkeit auch für weiter ausgebildete Pferde. Ich finde das schade, weil meines Erachtens der Wert guter Ausbildung dabei etwas ins Hintertreffen gerät. Und niemand wird bestreiten, dass auch ein extrem rittiges Jungpferd noch keine Durchlässigkeit in weiterführenden Lektionen besitzt.

In den FN-Richtlinien* steht zur Durchlässigkeit, sie „erleichtert dem Pferd den Gehorsam, macht es geschickter und für den Reiter angenehm.“ Dies sagt man genau so durch die Verbesserungen der Zucht auch über viele Jungpferde der Warmblutrassen.

Beim FN-Championat des Freizeitpferdes/-ponys heißt eine Teilprüfung Rittigkeit.

Bei einem älteren Pferd von Rittigkeit anstelle von Durchlässigkeit zu sprechen, kann aber auch bedeuten, die bisher erfolgte Ausbildung gering zu schätzen: So kommt es mir vor, wenn für das FN-Championat des Freizeitpferdes/-ponys eine Teilprüfung Rittigkeit genannt wird. Zwar wird diese mit einer klassischen Dressuraufgabe geprüft; allerdings ist im Video lediglich im Fremdreitertest von der Überprüfung der Durchlässigkeit die Rede. In den beiden fast zwanzig Jahre alten Ausbildungsbänden meiner Richtlinien ist hingegen immer nur von Durchlässigkeit die Rede. Der Begriff Rittigkeit fehlt hier komplett. Er ist lediglich im Zuchtband zu finden.

Aber es gibt meiner Ansicht nach noch mehr Gründe, warum die beiden Begriffe immer häufiger verwechselt werden, beziehungsweise Durchlässigkeit in den Schatten der Rittigkeit tritt. Mehr dazu im nächsten Beitrag.

* Band 1, 27. Aufl., 2000, FN-Verlag