Seniorengymnastik (2)

Ausreiten oder nur Spazierengehen? Egal, was man mit seinem Pferderentner noch macht – gymnastizierende Elemente kann man sowohl vom Sattel, als auch vom Boden aus einbauen. Das ist viel einfacher, als man denkt und dennoch sehr effektiv, wenn man es konsequent macht. Hier die sieben besten Übungen:

Beim Anhalten an einer Steigung (Bild rechts) belasten viele Pferde automatisch alle Beine gleichmäßig und verteilen auch mehr Gewicht auf die Hinterbeine, durch einen breitbeinigeren Stand, als auf der Geraden (Bild links). (© C. Götz)

  1. Schritt-Halten: Anhalten und wieder antreten ist für das Pferd anstrengender als man meint. Es sollte dabei – egal ob unter dem Sattel oder an der Hand – möglichst gleichmäßig alle vier Beine belasten. Wer die Übung an einem leichten Hang bergauf macht, erhöht den Schwierigkeitsgrad beim Antreten, und fördert das gleichmäßige Belasten beim Halten. In kurzen Reprisen wiederholt (halten, vier bis acht Schritte, halten) regt es die Pferde dazu an, sich im Widerrist anzuheben und sich zu tragen.
  2. Schritt-Trab-Übergänge: Um die Rückentätigkeit zu fördern und das Pferd dazu zu bringen, sich selbst zu tragen, sollte man quasi im Antraben schon wieder durchparieren – idealerweise über den Sitz. Diese ganz kurzen Sequenzen mobilisieren die Gelenke der Hinterhand. Die Übung sollte erst nach einer ausgiebigen Schrittphase gemacht werden.
  3. Rückwärtsrichten: Wichtig ist, dass der Kopf dabei möglichst tief bleibt. Unter dem Sattel darf die Übung nur gemacht werden, wenn der Rücken dabei sicher hoch kommt. Ansonsten sollte man dies vom Boden aus gewährleisten. Korrekt ausgeführt hilft Rückwärtsrichten dem alten Pferd die Tragkraft des Rückens zu erhalten und mobilisiert das Becken.
  4. Schulterherein: Schulterherein lässt sich, einmal erarbeitet, auch am Stallhalfter gut praktizieren. Es erhält die Koordinationsfähigkeit, mobilisiert die Wirbelsäule und kräftig weite Teile der Reitpferdemuskulatur. Unter dem Sattel bietet sich auch das Reiten-in-Stellung an.
  5. Seitverschiebungen: Diese können unter dem Sattel mit Innen- oder Außenstellung wie beim Viereck-verkleinern/vergrößern oder wie beim Reiten-in-Stellung geritten werden. Wichtig ist bei allen Varianten, nur eine geringgradige Stellung und/oder Biegung zu fordern und nur über einen oder zwei Hufschläge weit seitlich zu verschieben. Dies fordert die Pferde auf, sich im Widerrist anzuheben und kräftigt die Skelettmuskulatur der Wirbelsäule.
  6. Zügelmaß variieren: Unterschiedliches Zügelmaß bedeutet für das Pferd unterschiedliche Kopfhaltungen. Das wiederum heißt, dass unterschiedliche Muskulatur angesprochen wird. Über Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen und Wiederaufnehmen fördert man zudem die Durchlässigkeit. Dies kann im Schritt und Trab geschehen. Auch an der Hand kann man eine tiefere Einstellung des Kopfes und damit eine Dehnung der Oberlinie erwirken.
  7. Tempounterschiede: fördern die Durchlässigkeit und die Kraft. Beim alten Pferd sind sie zumeist im Schritt (auch an der Hand) oder im Trab möglich. Je nach Pferdetyp kann man auch mit dem Pferd joggen und dabei das Trabtempo variieren.

Im nächsten Beitrag werde ich eine typische Woche mit Trainingseinheiten eines älteren Pferdes im Detail beschreiben.