In einem früheren Beitrag habe ich einige Leser mit der Behauptung geschockt, sie würden Tierkommunikation betreiben. Wer sich davon erholt hat, kann jetzt eine Stufe weitergehen: zum Faktor Psyche bei Erkrankungen des Pferdes.
Aus der Humanmedizin weiß man, dass für die Entstehung bestimmter Krankheiten die Psyche und die Lebensumstände eine große Rolle spielen können. Unterschieden werden grob zwei Formen psychosomatischer Erkrankungen:
1. Organische Erkrankungen – wie Magengeschwüre, Asthma, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Neurodermitis oder Bandscheibenvorfälle – bei deren Entstehung psychische Einflussfaktoren eine wesentliche Rolle spielen.
2. Erkrankungen, bei denen zwar keine organischen Störungen oder organischen Schäden festzustellen sind, die aber dennoch beispielsweise zu Schmerzen und Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Magen-Darm-Bereiches und des Skelett- und Muskelsystems führen.
Man weiß vom Menschen dass körperliche Symptome auf unbewusste Konflikte zurückgehen können. Ein Beispiel für solch einen psychophysiologischen Zusammenhang ist Angst: Durch sie wird Adrenalin ausgestoßen. Dieses wiederum hemmt unter anderem die Magen-Darm-Peristaltik, was beispielsweise zu Verdauungsstörungen führen kann. „Man hat Schiss“ sagt der Mensch und macht das auch in Extremsituationen. Beim Pferd ist es sehr ähnlich. Die ersten Stress-Äpfel fallen oft schon auf dem Weg in den Hänger.
Und weil diese grundlegenden Prozesse bei allen Säugetieren in sehr ähnlicher Weise ablaufen können auch andere vom Menschen bekannte psychosomatische Erkrankungen beim Pferd auftreten. Auch ein Pferd kann also durch Stress, den es mit dem Reiten oder aufgrund seiner Haltung hat, Verdauungsprobleme – etwa in Form von Koliken oder Magengeschwüren – entwickeln.
Doch nicht nur das: Beim Menschen wurde vor gar nicht langer Zeit das so genannte Bauchhirn als zweite Steuerzentrale erkannt, mit mehr Nerven- und Gliazellen als im Rückenmark. Es analysiert Nährstoffe ebenso wie den Wasseranteil, entscheidet, was der Körper aufnimmt und was ausgeschieden wird, und kontrolliert Hormone und Nervenbotenstoffe. Bei chronischen Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung reagiert das zentrale Nervensystem irgendwann empfindlicher auf die Informationen des Bauchhirns – und nicht nur auf die: Studien zeigten, dass Patienten mit Reizmagen oder -darm überdurchschnittlich häufig an Migräne, Depressionen, Schlafstörungen oder Angst leiden. Es ist anzunehmen, dass bei Tieren und speziell Pferden ähnliche Prozesse ablaufen.