Was ist verkehrt an folgendem Satz? „Insgesamt sollten Pferde mindestens zwölf Stunden am Tag mit der Aufnahme von rohfaserreichem Futter verbringen.*“ Holen Sie den Taschenrechner und folgen Sie mir …
Um ein Kilo Heu zu fressen braucht ein Pferd etwa 40 Minuten. (Dies wurde mehrfach durch Studien bestätigt, auch wenn einige Pferdebesitzer festgestellt haben, dass ihre Pferde ein Kilo noch schneller vertilgen). Für Stroh braucht es ein wenig länger. Stroh hat aber fast so viele Kalorien wie Heu. Frisst ein Pferd also tatsächlich zwölf Stunden rohfaserreiches Futter, nimmt es 18 Kilo davon auf. Wiegt es 600 kg frisst es damit am Tag 3 kg/100kg KG. Das ist ein Drittel mehr, als heute zur Fütterung empfohlen wird und das Doppelte der Fütterungsempfehlung, die noch vor zwei Jahrzehnten galt. Es ist auf alle Fälle aber viel zu viel, um nicht zu verfetten.
Manche Pferde merken, wenn sie satt sind und hören dann auf zu fressen. Bei vielen Pferden ist das aber nicht der Fall. Bei ihnen entgleist als Folge häufig der Insulinstoffwechsel: Das Sättigungsgefühl bleibt aus und der Teufelskreis, immer mehr zu fressen, ist eingeläutet.
Viele Tierärzte warnen deshalb vor Wohlstandserkrankungen wie EMS und Cushing mit Folgen wie Rehe oder Ekzem, erhöhtem Infektionsneigung oder Muskelabbau und immer mehr Studien befassen sich mit den Hintergründen. Denn Stoffwechselentgleisungen sind vorprogrammiert, wenn Pferde zu dick werden. Zu dick wird, wer mehr frisst als er verbrennt. Das ist bei Menschen nicht anders als bei Tieren.
Seitdem der Begriff Dauerfresser populär wurde, haben die Pferde stetig zugenommen. Studien zeigen: Wir haben uns so sehr an den Anblick dicker Pferde gewöhnt, dass wir Übergewicht nicht mehr auf den ersten Blick als solches erkennen.
Wer unsicher ist, ob sein Pferd zu dick oder zu dünn ist, kann dies anhand eines Body Conditions Scores (BCS) feststellen. Diese gibt es in unterschiedlichen Abstufungen. Hier eine Erklärung für den neunstufigen BCS hier für die einfachere Variante mit fünf Ernährungszuständen.
* Das schrieb die Landesbeauftragte für Tierschutz in Baden-Württemberg in diesem Beitrag.