Manche Dinge kennt man, ohne sie selber probiert zu haben. Oder man meint es. Zwar habe ich schon häufiger* über bestimmte Trocken-Übungen geschrieben die man als Pferdemensch machen kann, und mit denen sich verschiedene Dinge rund ums Reiten und den Umgang erspüren lassen, aber eine Übung habe ich tatsächlich noch nie …
… selber ausgeführt, wie mir mit Erstaunen klar wurde, als ich sie neulich meiner Freundin und Reitbeteiligung Nicki zeigte.
Die Führ-Übung ist dazu da, dem Menschen zu verdeutlichen, welche Energie er beim Führen eines Pferdes ausstrahlt und wie er sie variieren kann.
Ein langer Strick oder ein Bodenarbeitsseil sind ideal dafür. Eine spielt das Pferd und bindet sich das Seil dabei um die Taille, die andere führt ihr „Pferd“ und bestimmt Führposition, Tempo und natürlich die Richtung.
Als wir das probierten, war ich nicht erstaunt, dass Nicki denselben Fehler, den sie vorher beim Führen des Pferdes gezeigt hatte – nämlich den Strick fast durchgängig auf Spannung zu halten – auch bei mir machte. Wirklich überrascht war ich allerdings, wie unangenehm sich sogar dieser ganz minimale Zug anfühlte. Und wie bereitwillig ich ihr folgte, als sie das Seil etwas länger ließ.
Generell war es erstaunlich, wie schnell wir jeweils in die Rolle des „Pferdes“ schlüpften. So hatte ich das krasse Gefühl, Nicki könnte plötzlich durchstarten, als ich sie mit etwas mehr Energie führte, damit sie etwas schneller würde.
Ich kann jedem diese Übung nur ans Herz legen. Mir hat sie gezeigt, auch Dinge, die gut funktionieren, wieder etwas bewusster zu machen und damit auch weiter zu verbessern oder zu verfeinern und nicht im Alltagstrott festzufahren.
Im nächsten Beitrag schreibt Nicki, wie sie die Übung empfunden hat. Vielen, lieben Dank schon mal dafür! Für mich war es toll, zu sehen, wie sie nach ein paar Minuten in ihrer Rolle als Pferd und mit mir als Pferd an der Hand, das Jungpferd viel souveräner führen konnte und sogar einen kleinen Aussetzer ganz selbstverständlich meisterte.
* In diesem Beitrag berichte ich über eine meiner Lieblingsübungen zum Erspüren der Wirkung eines Gebisses im Pferdemaul.