Jeder kennt das berühmte letzte Hindernis, das den Null-Fehler-Ritt zunichte macht. Einige Theorien kursieren um dieses Phänomen. Aus der Sicht des inneren Bildes könnte folgendes eine Rolle spielen …
Ist es die Anspannung des Reiters, die im Sinne eines „Geschafft!“ schon über dem letzten Sprung nachlässt? Könnte sein. Dann wäre eindeutig ein inneres Bild beteiligt, denn der Reiter sieht sich schon im Ziel. Vielleicht ist es aber auch ein Stoßgebet mit einer Formulierung wie „den jetzt nicht abwerfen“ oder „keinen Fehler am letzten, bitte“, die das Problem erst erschaffen.
Denn unsere Gedanken sind mächtige Werkzeuge, auch wenn man sie falsch einsetzt. Denn das „nicht abwerfen“ und „kein Fehler“ sind genau wie der rosa Elefant an den man jetzt bitte auf gar keinen Fall denken soll. Und den man dann natürlich sofort vor dem inneren Auge hat. Sprich: Unser inneres Bild ist die fallende Stange; das sprachliche Nein ignoriert der Körper, weil das Bild stärker ist. Und da ist er dann, der Abwurf.
Allerdings können wir uns die Wirkung von Worten auf unseren Körper durchaus zunutze machen. Am einfachsten geht das, indem wir Fragen stellen. Wer Fragen stellt öffnet sich. Unser eigener Körper und das Pferd finden die Antwort. Hört sich komisch an, ist aber so. Dieses Grundprinzip aus der Arbeit des amerikanischen Körpertherapeuten Milton Trager habe ich hier bereits beschrieben.
Und das könnten Ihre Fragen sein: Wie wäre ich noch mehr Eins mit dem Pferd? Wie könnte der Übergang noch ausbalancierter sein, mein Sitz noch elastischer, das Antreten noch dynamischer, die Traversale noch geschmeidiger oder die Verbindung zum Pferdemaul noch feiner? Auf alle diese und mehr Fragen weiß Ihr Körper eine Antwort, auch wenn Ihr Verstand sie (noch) nicht kennt.
Man kann damit auch Spannungen lösen, etwa indem man sich fragt: Wie wäre es, wenn die Muskulatur um meine Hüftgelenke loslässt? Wie würde es sich anfühlen, wenn ich tiefer im Pferd sitze? Was braucht es, damit ich in der Mittelpositur entspannt mitschwingen kann? Probieren Sie es in einem entspannten Moment aus, idealerweise im Gelände und beobachten Sie, wie sich Ihr Sitz verändert. Viel Vergnügen beim Üben und viel Spaß mit den Aha-Erlebnissen!