Welchen Druck übt ein englisches Reithalfter auf den Nasenrücken aus? Das wird fakultätsübergreifend an der Universität von Limerick, Irland, untersucht. Dieses Frühjahr wird ein Prototyp für die Druckmessung vorgestellt, der weitere Studien des Teams um Orla Doherty erleichtern wird.
Physiker und Veterinäre arbeiteten zusammen, um herauszufinden, wie viel Druck sich bei einem schwedischen Reithalfter im Pferdegesicht aufbaut. Dafür wurde die Druckmessapparatur in ein im Handel erhältliches schwedisches Reithalfter eingebaut. Damit kann kabellos der Druck rund um die Pferdenase und auf das Gewebe bestimmt werden. Dann wurden die Pferde mit Heu und zum Vergleich mit Kraftfutter gefüttert sowie rückwärts gerichtet. Weitere Messungen wurden beim Reiten – unter anderem von Übergängen und Sprüngen – gemacht. Die Forscher maßen dabei Druckstärken, von denen man aus dem Humanbereich weiß, dass sie Nervenschädigungen verursachen können. Das Reithalfter wurde dabei jeweils korrekt nach FEI-Regeln mit zwei Fingern Luft unter dem Nasenrücken verschnallt.
Da Pferde beim Reiten als Reaktion auf die Reiterhilfen abkauen oder mit dem Unterkiefer ausweichen, wenn zu viel Druck durch das Gebiss auf die Zunge kommt, gerät also bereits ein korrekt verschnallter Nasenriemen dabei unter große Spannung. Weiterführende Studien sollen nun mehr Details liefern.
Das folgende Fallbeispiel zeigt, wie stark Pferde durch Reithalfter beeinträchtigst werden können: Ein elfjähriger Warmblutwallach wird als unreitbar zum Schlachtpreis verkauft. Er war vermutlich seit dem letzten Besitzerwechsel vor drei Jahren mit viel zu eng verschnalltem Reithalfter und in Überzäumung geritten worden. Das Nasenbein ist im Bereich der Lage des Nasenriemens des englischen Reithalfters atrophiert, hat sich also zurückgebildet (Bild rechts). Zudem sind die Haarwurzeln in diesem Bereich teilweise zerstört (Bild unten). Die Zungenbein-Brustbein- Muskulatur ist extrem verspannt. Das Pferd hat dadurch Schluckbeschwerden und somit Schwierigkeiten beim Fressen sowie Genickschmerzen. Letztere wurden mit Sicherheit auch durch Reiten in Überzäumung verstärkt, wie die Ausbildung der Muskulatur des Halses anzeigte. Auch das Kiefergelenk war bereits in Mitleidenschaft gezogen, wie sich im Rahmen einer Zahnbehandlung zeigte.