Ausbildung im Zahnwechsel

Jungpferde können oft die seltsamsten Dinge anstellen, wenn ihre Zähne wechseln: Die einen entdecken ihre Vorlieben für Holzdesign, andere wollen zwar gerne Leckerchen oder Äpfel, können sie aber plötzlich nicht mehr mit den Lippen greifen oder das Maul nicht weit genug öffnen …

… wieder andere entwickeln dauerhaft Probleme mit dem Gebiss oder der Anlehnung. Die Gründe dafür und ein Beispiel dazu habe ich in den letzten drei Artikeln bereits beschrieben.

Hier noch ein weiteres typisches Fallbeispiel aus meiner Praxis: Eine fünfjährige Stute war dreimal wegen festsitzender Milchzahnkappen vom Tierarzt behandelt worden. Das Pferd war im sportlichen Training bei einem Bereiter und es wurde zwar wegen der Kappen Bescheid gesagt, ansonsten aber nach kurzer Pause normal weiter trainiert. Die Schwierigkeiten mit der Händigkeit nahmen aber dennoch weiter zu.

Die Stute hatte vor allem starke Blockierungen in Kiefergelenken, Zungenbein und Atlas sowie gestaute Lymphe im Bereich der Ganaschen. Nach der osteopathischen Behandlung nahm das Pferd das Gebiss besser an und hörte auf, sich zu verwerfen.

Fälle wie diesen behandle ich häufig, in mehr oder weniger schweren Ausprägungen. Bestehen Zahnprobleme länger oder wird darüber hinweg gearbeitet manifestieren sie sich oft als Rittigkeitsprobleme, durch Taktstörungen oder Gangverluste. Dann ist eine Behandlung unumgänglich, damit nicht schwerwiegende Folgeprobleme an anderer Stelle des Bewegungsapparates entstehen.

Eine Möglichkeit ist, dem Pferd eine längere Pause zu gönnen, wenn offensichtliche Zähne wechseln. Dies bietet sich bei Jungpferden an oder wenn die Pferde ganz offensichtliche Probleme mit dem Umsetzen der Hilfengebung haben. Man kann in dieser Zeit aber natürlich Spazierengehen oder – wenn es dabei schon brav ist – als Handpferd mitnehmen.

Sogar ein gut sitzender leichter Kappzaum oder Cavesson  (hier bei einem älteren Pferd) kann im Zahnwechsel Probleme machen. (© C. Götz)

Gebisslos zu arbeiten, kann ebenfalls eine Option sein. Auf Sperrhalfter zu verzichten oder sie wirklich nur sehr lose zu verschnallen ist sinnvoll, damit nicht die Kanten wechselnder Kappen gegen das Zahnfleisch gedrückt werden. Ähnliches gilt auch für Kappzäume – vor allem beim Wechsel der vorderen Backenzähne. Im Zweifelsfall können die Spitzen der Zahnkappen sogar im Zahnfleisch stecken bleiben. Auslöser kann da schon der abrupte Druck eines Knotenhalfters in einem ungünstigen Winkel sein.

Zusammengefasst: Wenn ein Pferd im Zeitrahmen möglichen Zahnwechsels schlecht frisst, das Gebiss nicht mehr nimmt, sein Maul nur noch schlecht aufbekommt, Zunge und Lippen schlechter ansteuern oder keine Karotte mehr abbeißen kann, dann sollte man dringend abklären, warum es das tut.

Beobachten Sie ihr Jungpferd also gut, damit Sie zügig eingreifen können, wenn Probleme mit dem Zahnwechsel auftauchen.

Mehr spannende Zahn-Geschichten auf meinem Blog gibt es hier zu finden.

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