Vom Laubäser zum Grasfresser – aus heutiger Reitpferdesicht ist damit mehr Veränderung verbunden, als auf den ersten Blick offensichtlich wird. Die Größe wurde schon angesprochen. Dass die Zähne sich ebenfalls verändern mussten liegt nahe. Doch nicht nur sie …
Hoch- oder niederkronig, das ist die Frage, die Paläontologen in punkto Zähne stellen, wenn es darum geht, ein prähistorisches Pferd auf die Art der Nahrungsaufnahme hin zu untersuchen. Denn weiches Laub, Sprossen und Früchte erzeugen deutlich weniger Abrieb an den Zähnen als harte Steppengräser. Dementsprechend gibt auch die Beschaffenheit des Gebisses Hinweise auf Ernährung und damit Lebensraum.
Die stärkere Abnutzung erforderte höhere Kronen, die wiederum mehr Platz brauchten. Die Anzahl der Zähne änderte sich nur minimal. Allerdings haben heutige Pferde eine andere Kopf- und Maulform und damit verbunden: eine Verlagerung der hinteren Zähne nach vorne sowie größeren Ansatzflächen für die Kaumuskulatur. Die höheren Zähne brauchten mehr Platz, die härtere Nahrung stärkere Muskeln zum Zerkleinern.
Spannend ist auch die Entwicklung des Rückens: Beim Laubfresser, der sich häufig überkopf reckt, um an seine Nahrung zu gelangen, kann man beobachten, wie der konvex aufgewölbte Rücken beim Äsen abflacht. Beim modernen Pferd, das sich in der Hauptsache mit tiefen Kopf grasend ernährt, kommt die leicht konkave Rückenlinie in dieser Haltung „hoch“. Dafür sorgen das Nackenrückenband und die Nackenplatte, die bei gesenktem Kopf an den Dornfortsätzen ziehen.
Einem typischen Dickichtbewohner erleichtert das konvexe Ansteigen des Rückens in Verbindung mit einem kurzen, tief angesetzten Hals das „Abtauchen“ in sein Rückzugsgebiet. Einem schnellen Läufer auf freier Strecke nutzt ein höher angesetzter, längerer Hals für einen besseren Überblick.