Offenstall ist „in“. Immer mehr Pferdehalter suchen einen Offenstallplatz für ihr Tier, nicht nur für die (Früh)-Rentner. Logisch, dass bei denjenigen, die Offenstall noch nicht kennen, die Such-Kriterien noch ungeschult sind. Ein paar – meiner Ansicht nach grundlegende – Fallen kann man gut vermeiden indem man einfach nur rechnet.
Wann geht es einem Pferd gut? Wenn es genügend zu fressen, ausreichend Bewegung sowie Artgenossen hat, mit denen es sich versteht. Offenställe sind eine gute Möglichkeit, den Pferden dies alles zu bieten. Und genau an diesen Kriterien scheiden sich gute Offenställe von solchen, in denen die Pferde Stress haben. In manchen Regionen kann derzeit die Anforderung an gesuchten Plätzen im Offenstall nicht gedeckt werden. Immer neue, größere Anlagen schießen aus dem Boden, immer mehr Pferde werden in bestehenden Anlagen untergebracht. In vielen ist computergesteuerte Fütterung Standard: Wenn Sie sich eine Anlage anschauen, zählen Sie die Fressständer oder Heuautomaten. Dann fragen Sie, wie viele Pferde hier maximal untergebracht werden sollen, beziehungsweise, wie viele jetzt hier leben.
Ein Pferd braucht – in Zeiten ohne Koppelgang – etwa zwei Prozent seines Körpergewichts an Raufutter pro Tag. Das sind dann bei 500 Kilo Pferd zehn Kilo Raufutter. Früher rechnete man davon lediglich die Hälfte aus Heu, der Rest aus Stroh. Heute wird vielfach nur Heu verfüttert. Deshalb wird heute meist 1,5 Kilo pro 100 Kilo Körpergewicht veranschlagt. Das wären beim selben Pferd dann 7,5 Kilo Heu täglich. Um ein Kilo Heu zu fressen braucht ein Pferd etwa 40–45 Minuten. In Offenställen mit computergesteuerter Fütterung wird häufig mit 300 Minuten Heu pro Pferd gerechnet, das entspricht rund 7 kg.
Mit diesen 300 Minuten ist also jeder Automat pro Pferd fünf Stunden lang belegt. Sind für eine Gruppe von 24 Pferden also beispielsweise nur fünf Heuautomaten vorhanden, muss jeder Automat rund um die Uhr belegt sein, damit jedes Pferd seine 300 Minuten fressen kann. Sicher kein tragbarer Zustand. Je mehr Automaten zur Verfügung stehen umso besser. Denn nur dann ist Zeit, um alle satt zu bekommen, auch wenn Extra-Anforderungen bestehen wie an sehr kalten Tagen. Und nur dann ist auch Zeit, damit die Herde für ein paar Stunden zur Ruhe kommen kann.
Fragen Sie bei der Besichtigung eines Offenstalls, ob gutes Futterstroh – eventuell ebenfalls aus zeitgesteuerten Raufen – angeboten wird. Dies entzerrt das Problem bei einer niedrigen Anzahl von Heuständern, birgt aber je nach Konzept und Pferd auch die Gefahr von zu viel Strohaufnahme. Schauen Sie außerdem, wie der Futterzustand der Pferde ist, die sich schon (länger) in dieser Anlage befinden. Wenn Sie unsicher sind, kommen Sie ein zweites Mal und informieren Sie sich vorab über Möglichkeiten, den Futterzustand eines Pferdes zu bewerten.