Pferde unterscheiden sehr genau, ob sie mit Männern oder Frauen zu tun haben und ändern ihr Verhalten entsprechend. Das ist das Ergebnis einer australisch-kanadischen Zusammenarbeit bei der Auswertung von Daten aus dem E-BARQ-Material. Das ist an sich nichts überraschendes. Neu ist allerdings, …
… dass dafür gezielt Daten von unterschiedlichen Situationen – unter dem Sattel und im Umgang – ausgewertet wurden. Die Studie untersuchte Unterschiede in Bezug auf das Vertrauen, die Bereitschaft zur Mitarbeit bei Umgang und Arbeit sowie die Berührungsempfindlichkeit der Pferde.
Die Ergebnisse zeigen einige geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen von Männern und Frauen gehandhabten und gerittenen Pferden. Männer-Pferde lassen sich schlechter fangen und verhalten sich defensiv, wenn sie angesprochen werden. Frauen-Pferde ziehen vermehrt die Zügel aus der Hand und zeigen mehr Abwehrverhalten beim Reiten, wie Verkriechen oder Herausheben.
Die Auswertung basiert auf Daten, die im Equine Behaviour Assessment and Research Questionnaire (E-BARQ) gesammelt wurden. Unter Verwendung der über 1400 Antworten auf die 97 Fragen des E-BARQ-Katalogs konnte die Studie diese Unterschiede herausarbeiten.
Für das Forscherinnen*team legen die „gefundenen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Pferdeführern nahe, dass das Geschlecht ein wichtiger Faktor ist, der beim Verständnis des Pferdeverhaltens berücksichtigt werden muss“, denn „das Wohlergehen von Pferden und die Sicherheit von Reitern kann verbessert werden, wenn das Geschlecht des Menschen bei der Bewertung der Ursachen für das Verhalten von Pferden berücksichtigt wird“. Ich fand das grundsätzlich spannend, denn die Ergebnisse können Menschen dazu bringen, ihren Umgang mit dem Pferd und für das Pferd zu optimieren.
Als Therapeutin bin ich immer froh, wenn ich frühzeitig weiß oder erkenne, welche Bedenken ein Pferd im Bezug auf Menschen eines bestimmten Geschlechts hat. Erst vor ein paar Wochen behandelte ich eine Stute, von der bekannt ist, dass sie Männer nicht mag. Jedes Mal wenn einer auf der Stallgasse an uns vorbeiging – egal ob vom Stallpersonal oder ein Einsteller – war sie wieder auf Alarm. Da war es gut, vorab zu wissen, dass sie mit diesen Unmutsäußerungen nicht auf mich, bzw. meine Behandlung reagiert.
Und nur damit ich jetzt keinen Sexismus-Vorwurf bekomme: Ich kenne auch Pferde, die Panik vor Frauen haben – oft nur in bestimmten Situationen, beispielsweise wenn diese laut werden. Solche Verknüpfungen sitzen oft tief, können einen sehr überraschen und sind schwer abzustellen.
* Gendern? Darum!