Aus gegebenem Anlass

Da bei uns in der Region immer wieder Fälle von Rinderdasseln bei Pferden auftauchen, hier eine kurze Info über die ekligen kleinen Biester und ihre großen Beulen: Wie man sie – üblicherweise ab dem Jahreswechsel – erkennt, was man machen sollte und wie man vermeidet, dass sie Schaden anrichten.

Vorab: Es geht nicht um Magendasseln, sondern um die Große Rinderdassel, die Pferde als Fehlwirt anfliegt: Große Rinderdasseln legen ihre Eier vor allem am Unterbauch ab und die Junglarven bohren sich von dort direkt in den Wirt. (Im Gegensatz zu den Magendasseln, die vom Pferd von den Beinen abgeleckt werden müssen, um als Parasit aufgenommen zu werden.)

Rinderdasseln wandernauch bei Pferd oder Schaf – im Lauf von etwa sieben Monaten im Körper entlang der peripheren Nervenbahnen bis zur Rückenregion vor. Nicht selten wird dabei der Wirbelkanal passiert. Im Rücken häuten sich die Larven und wandern nach außen. Hierbei erzeugen sie vorab eine Fistel.

Oben sieht man bereits die Hautöffnung durch die eine Larve dann ins Freie gelangt, unten die herausgedrückte, etwa zehn Millimeter lange Larve. (© privat/C. Götz)

Diese Beulen liegen meist am Rücken, oft nahe der Wirbelsäule und ähneln zuerst einer verstopften Talgdrüse. Es zeigen sich manchmal – je nachdem, wo die Beulen am Pferd liegen – auch Schwellungen durch gestaute Lymphflüssigkeit. Später bildet sich eine Hautöffnung (siehe Foto) durch die eine fertige Larve im Frühjahr herauskommt, um sich zu verpuppen und daraus im Sommer als Dasselfliege zu schlüpfen. Kurz bevor sie dies schafft, kann man sie auch herausdrücken. Die Beulen sind in der Regel zu keinem Zeitpunkt schmerzempfindlich.

Wie lässt sich diese Wanderung vermeiden? „Vermutlich wirkt Ivermectin bei Pferden in der therapeutischen Dosierung für die Entwurmung (200 μg/kg Körpergewicht) gegen das erste und zweite Larvenstadium“, heißt es in diesem Fallbericht zu einer beim Rehwild verbreiteten Dasselfliege, die sich ebenfalls direkt durch die Haut bohrt. Anzunehmen, dass dies auch für die Große Rinderdassel gilt.

Aber auch an korrekt im Spätherbst/frühen Winter entwurmten Pferden wurden Rinderdassellarven gefunden. Ob ein Auftauchen der Larven daran liegt, dass bei einem starken Befall die Wurmkur nicht alle erwischt oder der Zeitpunkt zum Entwurmen ungünstig gewählt war (etwa weil die oder einzelne Larven für den Wirkstoff gerade nicht erreichbar waren) kann nur vermutet werden.

Auch im Sommer eingedeckte Pferde sind vom Anflug betroffen, da die Großen Rinderdasseln trotzdem Bereiche an Bauch und Oberbeinen zur Eiablage finden. Die gute Nachricht ist: Die Fälle sind selten. Sie machen normalerweise keine Probleme. Es kann lediglich sein, dass eine Weile ein Sattel nicht aufgelegt werden kann oder mit einem Ausschnitt in einer zusätzlichen Unterpolsterung genutzt werden muss. Ich sehe eine Entwurmung nachdem sich die Beulen zeigen kritisch, da sich weitere Larven möglicherweise noch im Wirbelkanal befinden und deren Absterben hier Schäden anrichten könnte.

Dass sich Rinderdasseln in unserer Region häufen, liegt vermutlich an der Zunahme von Freiland-Rinderhaltung (in der Nähe der betroffenen Pferde) und deren Befall mit den Parasiten.