Der richtige Weg?

Ich finde Forschung zum Thema Pferd grundsätzlich spannend. Manchmal frage ich mich allerdings, ob sie zielführend ist: Wie soll eine Untersuchung von nicht ausgewachsenen, beschlagenen Pferden etwas über die zukünftige Behandlung dieser Tiere aussagen? Das ist nämlich das Ziel einer US-amerikanischen Studie an den Hufen von Paso Finos.

Die Pferde der Studie waren zwischen drei und fünf Jahre alt. Voll im Wachstum also – auch was die Hufe anbelangt. Werden Hufe in diesem Alter beschlagen, wird dadurch die natürliche Entwicklung der inneren und äußeren Strukturen behindert. Natürlich wird auch der Huf dadurch verändert: Ein physiologischer Barhuf hat andere Parameter in Sachen Sohle, Wandstärke und Winkel.

„Die in der Studie gewonnenen Messungen können von Tierärzten und Hufschmieden bei der Behandlung von Paso Finos verwendet werden“, sagen die Forscherinnen*. Denn die Messungen „zeigen Unterschiede in den verwendeten Parametern im Vergleich zu anderen Pferderassen“.

Das passiert auch bei den Hufen von Trabern, Galoppern und Quartern, die ebenfalls nach drei, vier Beschlägen anders aussehen als vorher. Und natürlich auch anders als die Hufe vergleichbarer Pferde, die sich ohne Beschlag entwickeln konnten. Warum? Jede Nutzung hat ihre speziellen Anforderungen an Beschlag – egal ob Gang-, Renn- oder Reiningpferd. Heißt: Der Huf wird der jeweiligen Nutzung entsprechend für den Beschlag zugerichtet (das ist der Fachbegriff für die Vorbereitung des Hufs auf den Beschlag).

Der Paso Fino ist eine Kolumbianische Gangpferderasse. Dieser preisgekrönte dreijährige Vertreter entspricht dem Rassetypus. (© Soltera, Wikipedia CC BY-SA 3.0)

Ist es richtig, diese im Wachstum beschlagenen, zweckdienlich zugerichteten und damit bereits veränderten Hufe als gesunde Referenz für spätere Huferkrankungen dienen zu lassen? Ich meine nicht. Das ist in etwa so, als ob ich einem zahngesunden Kind eine Zahnspange verpasse und die so fixiere, dass weder Kiefer noch Zähne weiter wachsen können. Nach ein, zwei Jahren mache ich dann davon Röntgenbilder. Die sollen mir dann später helfen, um andere Erwachsene, denen die „Behandlung“ als Kind ebenfalls verpasst wurde, zu beurteilen.

Bleibt die Frage, warum so eine Untersuchung als sinnvoll erachtet wird. Klar ist nur: Die Pferde bekommen mit Eisen gerne Hufprobleme. Das weiß man übrigens nicht erst seit gestern.

Wenn aber Eisen immer noch als grundlegend notwendig und unverzichtbar erachtet werden, dann passieren eben solche Folge-Fehlschlüsse.

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* Gendern? Yes!