Die eigene Mitte

Wann immer ich etwas Neues entdecke, das für mich funktioniert, freue ich mich und kann es kaum erwarten, dass ich es weitergeben kann. So durfte ich, wenige Tage, nachdem ich eine höchst effektive neue Art gelernt hatte, die eigene Mitte zu finden, diese bereits erfolgreich weitergeben.

Es gibt viele Wege und Methoden, zu erfahren und zu lernen, die eigene Wirbelsäule auf natürliche Art aufzurichten. Natürlich heißt in diesem Fall: Das was dem eigenen Körper möglich ist, ohne Verspannungen zu bewirken. Kürzlich habe ich diese Übung kennengelernt, die „zentrale Achse“ genannt wird. Bereits im Stehen wusste ich, dass ich diesen Effekt gerne in den Sattel mitnehmen würde. Das war eine gute Idee und hatte zur Folge, dass meine derzeit nach einem Unfall immer noch etwas lädierte Lendenwirbelsäule sofort gelockert wurde und meine Balance und Losgelassenheit auf dem Pferd sich verbesserte. Dies quittierte auch das Tierchen unter mir gleich mit mehr Zufrieden- und Losgelassenheit.

Wenige Tage später konnte ich dies dann einer Kundschaft zeigen die mich nach Übungen für ihren Sitz gefragt hatte. Auch sie konnte es sofort umsetzen, man sah sie auf dem Pferd größer werden und in besserem Gleichgewicht. Und auch hier zeigte das Pferd sofort den positiven Effekt an.

Die „zentrale Achse“ finden: Stellen Sie sich die rote und dann die grüne Ebene durch Ihren Körper vor und konzentrieren Sie sich dann auf deren Schnittgerade. (© c. Götz)

So geht’s: Man stellt sich zuerst vor, dass zwischen linker und rechter Körperhälfte eine Scheibe verläuft, die so genannte Sagittalebene (siehe Bild, rot). Dann stellt man sich die grün eingezeichnete Frontalebene vor. Sie teilt sozusagen vordere und hintere Körperhälfte mittig. (Tipp: Man fragt den Körper gedanklich, wo diese grüne Ebene liegt. Für die rote Linie nimmt man die Nase und den Bauchnabel als Anhaltspunkte.) Nun konzentriert man sich auf den Bereich, wo sich die beiden Ebenen schneiden.

Idealerweise macht man das zuerst im Stehen (Füße schulterbreit, Knie entspannen, Augen am besten schließen), dann auf dem Pferd sitzend, während das Pferd noch steht. Und dann lässt man sich führen, damit man sich nicht aufs Treiben konzentrieren muss. Sie könnten es also auch im Gelände üben während Ihr Pferd hinter einem anderen herläuft.

Was ich an dieser Übung besonders schätze ist, dass sie sehr einfach zu erlernen ist, den Körper nicht in eine Sitzschablone* presst, sodass man nicht verspannt und für jeden Körper und seine derzeitigen Möglichkeiten das Optimum herausholt, was wiederum weitere Verbesserungen erst möglich macht.

* Sofern der Sattel selbst das nicht tut. Es lohnt sich aber immer, die Übung einmal ohne Sattel zu probieren.