Echt, hässlich?

Die Tage sah ich in einem Pferdeforum einen Thread über kuriose Pferdenamen. Dort schrieb jemand, er habe einmal „ein hässliches Stutfohlen bekommen“ und sie dann „Missrata“ genannt. Ich weiß nicht, ob es stimmt, im Netz habe ich sie nicht gefunden. Mir geht es auch nicht um den Namen, wobei der …

… schon einen sehr speziellen Humor erahnen lässt. Auf alle Fälle hätte ich ihn wahrscheinlich anders geschrieben: Misrata, wie die libysche Stadt an der Mittelmeerküste, oder Miss Rata. Wobei das auch fies ist, da „Rata“ das spanische Wort für Ratte ist. Aber jeder tut eben für seine Pferde, was er kann.

Ratten werden gerne als hässlich bezeichnet. (© National Park Service, Wikipedia)

Nein, Scherz beiseite, zu dem Stichwort hässlich fiel mir nämlich noch eine andere Geschichte ein, an die mich schon mein Blogbeitrag zu den doppelt aufgehellten Fellfarben der Pferde erinnert hatte. Und die will anscheinend erzählt werden:

Als die iberischen Pferde vor knapp zwanzig Jahren bei uns in der Region vermehrt auftauchten, gab es in einem Reitstall, in den ich zum Training fuhr, einen äußerst auffälligen Cremellohengst. Er hatte wohl auch Lusitano in sich, denn zu seiner hellrosa Haut und den hellblauen Augen gesellte sich ein herrlich markanter Ramskopf. Alles damals noch sehr ungewohnt für unsere Augen.

So ist es vielleicht auch zu erklären, dass eine junge Frau direkt vor der Box stehenblieb und laut „Boh, ist der hässlich“ rief. In derselben Sekunde kam das Pferd, das sich eher am hinteren Ende der Box befunden hatte, wie ein Krokodil aus dem Wasser angeschossen und griff mit gebleckten Zähnen direkt auf Höhe des Gesichts der Frau in die Stäbe der Box.

Ich hab’ ihn so gefeiert, genau wie die anderen Anwesenden. Ich hoffe, sie hat gelernt, wenigstens zurückhaltender mit ihrem Urteil zu sein. Niemand wird gerne hässlich genannt. Tut das jemand doch jemandem an, sagt es letztlich mehr über ihn selbst aus, als über denjenigen, den das Urteil trifft.

In Asien gibt es die Tradition, Neugeborene als hässlich zu bezeichnen. Jeder der das Kind sieht, äußert etwas Negatives – große Nase, abstehende Ohren, komische Haare – über den Säugling. Man will damit die bösen Geister fern halten und das Kind schützen. Denn das Entzücken über das Baby könnte sie so eifersüchtig machen, dass sie dem Kind schaden wollten.

Vielleicht wurde das angeblich missratene Stutfohlen aus ähnlichen Gründen so gesehen und benannt. Alles andere wäre echt hässlich …

Die libysche Stadt Misrata liegt an der Südküste des Mittelmeeres. (© Mrwan elGobee, Wikipedia)