Im vorherigen Artikel habe ich zwei simple Atemtechniken beschrieben, die auf und am Pferd geeignet sind, um Stress und innere Anspannung abzubauen. Nachdem ich davon gelesen hatte, sorgte eines meiner Pferde dafür, dass ich Gelegenheit hatte, beide Techniken auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.
Den physiologischen Seufzer testete ich als, meine große Stute ausnahmsweise früher mit dem Fressen fertig war als ihr Offenstallkumpel. Sie neigt dann dazu – trotz umgehängtem Futtereimer – diesen beim Fressen zu stören. Dann passe ich auf, dass sie ihr Vorhaben nicht in die Tat umsetzen kann. An diesem Tag war sie sehr penetrant und ich langsam aber sicher genervt. Bis zu dem Moment, in dem mir die Seufzer-Technik einfiel. Als ich das Ausatmen beendet hatte, kaute sie ab und trollte sich.
Die Wechselatmung probierte ich – nachdem ich sie bereits auf dem Sofa geübt hatte – auf dem Pferd das erste Mal aus, als oben genannte Stute beim Ausritt panikartig auf eine Wildzaunrolle reagierte – so krass wie nie zuvor, das Herz sprang ihr förmlich aus der Brust. Nachdem ich am angstauslösenden Objekt wieder Ruhe hineingebracht hatte, ritt ich weiter – entspannt, wie ich dachte. Nach 200 Metern fiel mir ein, dass ich die Wechselatmung ausprobieren könnte – und siehe da: Ich konnte deutlich spüren, wie sich im Bereich meiner schlechteren, linken Hüftseite noch Spannungen lösten.
Wenn man sich innerlich anspannt, ist das Entscheidende meiner Ansicht nach nicht, wie man die Anspannung löst, sondern dass man erkennt, dass man sich verspannt – körperlich und/oder psychisch. Die gute Nachricht: Unsere Pferde sind Meister darin, uns unsere innere Anspannung, unseren Stress zu zeigen – wenn wir sie lassen.
Eine andere Möglichkeit, auf dem Pferd zu ruhiger, entspannter Atmung zu kommen, ist Singen. In dieser Artikelserie habe ich mich damit befasst.
Und in diesem Beitrag habe ich beschrieben, wie unser Sehen ebenfalls einen Einfluss auf unser Stresslevel hat, und wie wir umgekehrt mit unserem Blick für uns und die Pferde Ruhe einkehren lassen können.