Fett-weg-Schur

Kein Scherz: Wessen Pferd den Sommer über sehr zugenommen hat und diesen Speck in der üblichen Haltung und dem machbaren Training normalerweise nicht verliert, der sollte über eine Teilschur nachdenken … eine Fett-weg-Schur. Hört sich seltsam an, kann aber – je nachdem wie es gehandhabt wird – durchaus pferdegerecht sein.

Pferde fressen sich im Sommer Speck an, den sie im Winter üblicherweise aufbrauchenin der Natur. Und meist nur dort. In menschlicher Haltung werden sie häufig im Sommer zu dick und verlieren das unnötigerweise angefutterte Gewicht dann im Winter auch nicht. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und reichen von zu viel Futter und zu wenig Bewegung über bereits entgleiste Stoffwechsel bis zu unnötigem Eindecken.

© C. Götz

Aus Großbritannien, dem Vorreiter für übergewichtige Ponys, kommen die Tipps, wie man das natürliche Abnehmen den Winter über mit einer Teil-Schur fördern kann. Beschrieben werden dafür zumeist der so genannte Bib-Clip (grüne Linie = Kehle und Brust), sowie ein moderater Irish-Clip (lila = Brust, unterer Halsbereich, untere Schulter und Bauch) und ein stärkerer Irish-Clip (orange).

Unterhalb der Wasserlinie ist alles trocken. Hier kann man gut scheren. © C. Götz

Auf dem Foto kann man erkennen, warum das kein Problem darstellt: Nach einem ganzen Tag im Regen zeigt sich, dass der bei den vorgeschlagenen Mustern geschorene Bereich nicht nass wurde.

Selbstverständlich sollten sich Pferde auch mit dieser Art Schur jederzeit aussuchen können, ob sie sich unterstellen oder in einen Windschatten begeben. Und natürlich ist Vorsorge (also das Pferd nicht übergewichtig werden lassen) besser, als es – auf welche Art auch immer – abspecken zu müssen.

Außerdem darf man die geschorenen Pferde jetzt nicht extra mästen – frei nach dem Motto – sonst frieren sie. In einer Haltung mit Heu ad lib, kann es passieren, dass der Effekt gleich null ist, weil die Pferde von selber noch mehr fressen.

Da beim Abnehmen auch der Faktor Bewegung eine wichtige Rolle spielt, kann eine leichte Schur unter diesem Aspekt sinnvoll sein, weil man die Pferde dann besser arbeiten kann, ohne dass sie schnell oder stark schwitzen.

Meiner Ansicht nach ist es eine Notfall-Maßnahme, die man abwägen (und zudem ausprobieren) muss. Notfall, weil vorher schon etwas passiert, ja schief gelaufen ist: Das Pferd ist so dick geworden, dass man eine gesundheitliche Gefahr hat, wenn es mit diesem Gewicht in die nächste Weidesaison geht und dann weiter zunimmt.

Tipp: Mit der geringstmöglichen Schur anfangen und gegebenenfalls später größer nachscheren. Man kann eine Partie auch versuchsweise mit dem Strich scheren. So dünnt man das Fell lediglich aus.

Übrigens: Ein Plus an Futter benötigen auch normalgewichtige Pferde erst bei extremen Witterungen. Mehr in diesem Artikel.