Wenn Pferde, wie im vorigen Beitrag beschrieben, nicht lernen, mit der Hinterhand zu schieben und stattdessen den Großteil der Arbeit unter dem Sattel oder vor der Kutsche leisten, indem sie mit den Vorderbeinen ziehen und stemmen, überlastet das nicht nur vorrübergehend.
Folgeschäden, die bei dauerhaft falscher Ausbildung entstehen können sind vor allem Sehnenschäden jedweder Couleur. Denn Sehnen und Bindegewebe brauchen länger als Muskeln, bis sie sich an Trainingsreize anpassen. Das Pferd kann aber auch in einem anderen Teil der Muskelkette der Vorhand – der Rumpfaufhängung – ermüden und eine Trageerschöpfung entwickeln.
Werden die Strukturen dauerhaft überlastet, bekommen (ältere) Pferde oft sogar beidseits vorbiegige Karpalgelenke. Dies sah man früher häufiger an Kutschpferden aber auch an Springpferden. Den bei beidem sind die Vorderbeine unter besonderer Belastung – beim Springen durch die Landung, im Zug durch die angehängte Masse, etwa wenn das Pferd nicht gelernt hat, seinen Körper richtig einzusetzen oder die Ausrüstung nicht optimal ist.
Das Zittern der Vorderbeine kann aber nicht nur Folgen haben und ein frühes Symptom für reine Überlastung sein, sondern auch andere Ursachen haben: Bei der Beurteilung ist wichtig, ob das Pferd mit einem oder beiden Vorderbeinen zittert.
Ist nur eines der Vorderbeine am Zittern hat das meist mit einem einseitig schwächeren gegenüberliegenden Hinterbein zu tun – vorne links, hinten rechts etwa. Das kann mit der natürlichen Schiefe eines jungen Pferdes zu tun haben, Blockierungen oder Strukturschäden als Ursache haben.
Sind beide Vorderbeine am Zittern können ebenfalls Blockierungen (sowohl in osteopathischer Sicht als auch durch den Sattel) vorliegen oder man hat den Zeitpunkt dass nur ein Vorderbein schlackern würde übersehen. Auch Stellungsfehler oder Hufasymmetrien können ein oder beide Vorderbein/e schnell zum Zittern bringen.
Zittern der Vorderbeine stellt sich vor allem bei jungen oder untrainierten Pferden schnell ein, wenn sie ungewohnte Aufgaben erfüllen sollen – krasser bergauf oder bergab gehen, als sie das bislang gewohnt sind zum Beispiel.
Nicht zuletzt spielt das Nervenkostüm der Pferde eine gewisse Rolle: Blutgeprägte und sensible oder angespannte Pferde zittern schneller – vor allem, wenn die Situation eine innere Anspannung noch verstärkt.
Auf alle Fälle tun Pferdemenschen gut daran, das Zittern keinesfalls zu übersehen, sondern es wahrzunehmen, in seinem Kontext einzuordnen und möglichst abzustellen. Im akuten Fall lohnt es sich, abzusteigen und eine Weile zu führen.