Gier auf Grün

Weidezeit auf kräuterreichen Wiesen ist für das Pferd immens wichtig – nicht nur für die Versorgung mit Vitalstoffen und Vitaminen, sondern auch für den Bewegungsapparat und die Psyche. Das Anweiden allerdings sollte sorgsam und mit Vorsicht vorgenommen werden.

Da hierzulande nur wenige so viel Weideflächen haben, dass Pferde sich selber anweiden, weil sie das ganze Jahr über draußen sind, gibt es – je nach den individuellen Bedingungen am Stall – einiges zu beachten.

Generell gilt: Pferde sollten auf kein Futtermittel abrupt umgestellt werden, sondern langsam angefüttert werden. Die Darmbakterien müssen sich darauf einstellen können, und dafür brauchen sie Zeit. Gibt man ihnen die nicht drohen Stoffwechselstörungen in Form von Durchfall, Kotwasser, Verstopfung oder Koliken und im Falle eines vermasselten Anweidens sogar Rehe.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, dass die Pferde vor dem Gras mindestens eine halbe Stunde oder länger Heu fressen konnten. Wird Heu ad lib gefüttert sollte man darauf ebenfalls achten.

Auf einer Fohlenkoppel Mitte April. (© C. Götz)

Fallbeispiel 1: In diesem Stall kommen die Pferde erst auf die Weide, wenn das Gras – wie man hier in Bayern sagt – so hoch wie ein Masskrug ist, also 20 cm. Es wird mit Portionsweide gearbeitet – in etwa zwei Stunden haben die Pferde die Parzelle abgefressen. Deshalb möchte die Stallbetreiberin, dass die Pferdebesitzerinnen* ihre Tiere an der Hand selber anweiden. Zur Verfügung stehen dafür Wiesenwege um den Stall. Sie empfiehlt, über einen Zeitraum von zwei Wochen das Angrasen von zehn Minuten auf eine gute halbe Stunde zu steigern – möglichst täglich.

Fallbeispiel 2: Die Pferde stehen das ganze Jahr über auf ihrer Winterweide. Zu Beginn der Wachstumsphase wird ein Teil der Weide gesperrt, bis dort etwas Gras nachgewachsen ist. Dann werden die Pferde über einen Zeitraum von ein paar Tagen immer länger auf das noch recht niedrige Gras gelassen. Beginnend mit einer halben Stunde steht ihnen der Bereich bald wieder ganz zur Verfügung – etwa 24/7 in einem Offenstall oder stundenweise bei Koppelgang.

Fallbeispiel 3: In diesem Offenstall wird eine kleine, erste Frühjahrsweide zum Anweiden benutzt und dafür über ca. sieben bis zehn Tage die Weide immer länger geöffnet – beginnend von etwa einer Stunde. Die Pferde sind auch im Winter auf einer großen Weide und erwischen dort ab Beginn der Wachstumsperiode etwas Gras. Ist die Frühjahrskoppel abgefressen, geht es auf die nächste frische Weide. Je nach Witterung und Grasbestand wird dann auch bereits das Heu und Futterstroh etwas zurückgefahren.

Mehr zum Thema individuelle Vorsichtsmaßnahmen beim Anweiden im nächsten Artikel.