Im letzten Beitrag über Gurtzwang habe ich bereits die erlernte Komponente von Sattel- und Gurtzwang erwähnt. Einige Fallbeispiele sollen verdeutlichen, welche Rolle diese spielt und wie man dabei vorgehen kann. Vorab eine kurze Erklärung, wie Verhaltensmuster beim Gurten sich festsetzen können.
Viele Pferde haben irgendwann im Laufe ihres Lebens schlechte Erfahrung gemacht, wenn der Sattelgurt angezogen wurde. Unpassende Ausrüstung und falsche Anwendung sind in der Regel die Ursache. Aber auch Erkrankungen – etwa der Lunge oder des Magen-Darm-Traktes – oder Verspannungen – etwa der Brustwirbelsäule – können ursächlich Gurtzwang-Symptome hervorrufen.
Fall 1: Eine junge Stute wird beim Anreiten wohl mit dem Gurt überfallen. Genaues lässt sich hinterher nicht mehr sagen, aber das Pferd kommt vom Beritt zurück und schmeißt sich immer wenn sie auf hartem Untergrund gesattelt wird zu Boden. Wird in der Box gesattelt oder in der Reithalle tritt das Verhalten nicht auf. Die Besitzerin sattelt stets vorsichtig – egal ob in der Stallgasse oder in der Box. Eine Reitbeteiligung, die die Anweisung vergisst, nur in der Box zu satteln, löst das Verhalten des Pferdes noch in hohem Alter aus.
Fall 2: Eine junge Stute wird eine Weile mit unpassendem Sattel geritten. Als das Problem erkannt wird, hat sich bereits ein leichter Gurtzwang etabliert, der sich darin äußert, dass sich das Pferd beim Gurten extrem aufbläst und mit Kopfschlagen reagiert wenn gegurtet wird. Die Verspannungen werden gelöst, der Sattel passend gemacht und dann wird erwartet, dass die Symptome sich legen. Sobald das Pferd während des Satteln fressen kann oder vor dem Auflegen und dem Gurten ein Leckerchen bekommt, lässt es die Abwehrsymptome. Bekommt es nichts zu fressen, bettelt es mit nahezu denselben Kopfbewegungen.
Fall 3: Ein älterer Wallach, der aus dem Schulbetrieb kommt, zeigt beim Auflegen des Sattels und beim Gurten bei seiner Besitzerin, einer älteren Anfängerin, leichte Unwilligkeit, indem er sich groß macht und den Rücken anspannt. Die Besitzerin gurtet vorsichtig, Sattel und Gurt passen und das Pferd ist osteopathisch gecheckt. Das Pferd zeigt die Symptome nicht, wenn der Ausbilder des Paares sattelt und gurtet.
Wer gesundheitliche Gründe und unpassende Ausrüstung ausschließen kann, der kann versuchen, sein Pferd neu mit dem Satteln und Gurten vertraut zu machen. Im nächsten Beitrag gibt es Tipps, wie Sie das angehen können und worauf es dabei ankommt.