Schlechte Hornqualität, kaum Hufwachstum, dünne Sohlen, bröckelnde Wände, rissige Nagellöcher. Es gibt so einiges, was dem Pferdebesitzer an den Hufen seines Vierbeiners Sorgen machen kann. Spätestens wenn die Eisen gar nicht mehr halten, sehen die meisten ein, sich damit auseinanderzusetzen.
Da in der Regel diese Klagen von Besitzern beschlagener Pferde oder kurz nach der Umstellung auf Barhuf kommen, möchte ich unter diesen beiden Aspekten darauf eingehen.
Vorneweg: Es ist kein großes Wunder, dass beschlagene Hufe oft schlecht werden. Nicht nur, dass Nagellöcher Schwachstellen im Huf und damit Angriffspunkte für Bakterien und Nässe sind. Je nach Dauer der Beschlagsperiode, Gangwerk, verwendeten Eisen – und nicht zuletzt der Qualität des Schmieds – sind sie auch vermehrt Belastungen durch physikalische Kräfte ausgesetzt, die über die Nägel wirken. Es kommt häufig dann zu schlechtem Horn, wenn der Huf sich nicht zwischendurch erholen kann und/oder das Pferd schon sehr jung oder schlecht beschlagen wurde. Und schließlich muss man wissen, dass die Durchblutung mit Eisen stark eingeschränkt ist und damit auch die Versorgung des Hufs.
Daraus lässt sich leicht folgern, dass es in der Regel nicht damit getan sein wird, dem Pferd irgendetwas zu füttern. Denn häufig kommen die Inhaltstoffe im wahrsten Sinne des Wortes – eben aufgrund der mangelnden Durchblutung – gar nicht dort an. Folgende Maßnahmen empfehle ich deswegen im Paket:
- Über den Winter* die Eisen abnehmen lassen. Dafür rechtzeitig einen guten Barhufbearbeiter suchen und den regional und zur Haltung passenden Zeitpunkt festlegen. (Ideal sind anfangs weiche Böden.)
- Bereits vor Eisenabnahme informieren, wo man die geeigneten Hufschuhe her bekommt. Helfen kann ein Barhufbearbeiter, der sich damit auskennt oder man bestellt sich eine Auswahl an Testschuhen.
- Geeignete Zufütterung in Form von Phytotherapie: Ideal sind beispielsweise Brennnesselsamen oder Hagebutten, um das Hornwachstum zu unterstützen.
- Möglichst viel angepasste Bewegung unterstützt die Durchblutung ebenso wie es den Umbau der Muskulatur fördert, der nötig ist, da der Bewegungsablauf mit Eisen verändert ist.
- Begleitende Massagen, eine physiotherapeutische Unterstützung oder Akupunktur nach Eisenabnahme erleichtern die Umstellung.
Andere mögliche Gelegenheiten, die Eisen einmal abzunehmen sind länger dauernde Verletzungen oder Sehnenschäden. Viele Tierärzte sind heute inzwischen dafür zu haben. Und ich kenne auch etliche Fälle, in denen der behandelnde Tierarzt zwar dagegen war (und lieber einen Stegbeschlag oder ein Eiereisen gesehen hätte), sich aber der Tierbesitzer anders entschied: Immer mit dem Ergebnis, dass diese Sehnenschäden schnell und durchgreifend barhuf ausheilen konnten, auch bei älteren Pferden. Eigentlich logisch, denn auch eine kaputte Sehne profitiert in punkto Reparatur von vermehrter Durchblutung.
* Andere bevorzugen den Sommer mit dem Argument, die Hufe würden dann stärker wachsen. Selbstverständlich kann man die Eisen zu jedem Zeitpunkt abnehmen. Wofür man sich entscheidet hängt auch viel am Pferd und seiner Haltung und Nutzung.