Heute schon genickt?

Pferde nicken im Schritt mit dem Kopf. Damit hat sich jetzt auch ein Forscherteam der Humbold-Uni Berlin befasst, das sich mit bionischen Fragen beschäftigt. Die Schlussfolgerung, warum viele große Säugetiere und auch Pferde das tun, ist wiederum für Reiter spannend.

Energieersparnis ist das Zauberwort. Die Art und Weise, wie sie im Rhythmus der Schrittbewegung mit dem Kopf nicken, hilft Pferden und anderen großen Säugetiere, wie Zebras oder Antilopen, diese Körperteile ökonomisch zu tragen.

Sieht man sich die Aufnahmen des Forscherteams an, so erkennt man, dass der Kopf in der Mitte der Doppelstandphase – wenn also beide Vorderbeine tragen – den höchsten Punkt erreicht. Umgekehrt erreicht der Kopf den tiefsten Punkt in der Mitte der Einbeinstandphase, also während das andere Vorderbein nach vorn geführt wird. Insofern sind die Angaben, die man in der Reit-Literatur findet, die davon sprechen, dass das Pferd den Kopf im Augenblick des Fußens wieder senkt, zumindest etwas ungenau.

So wurden die Pferde für die Studie markiert und geführt. (© Dr. John Nyakatura, HU-Berlin)

Spannend ist für Reiter vor allem folgender Zusammenhang: Das Nicken erleichtert die Energieersparnis vor allem deshalb, weil es in der energieaufwändigen Doppelstandphase durch den erhobenen Kopf Gewicht von der Vorhand nimmt. In den ohnehin weniger energieaufwändigen Einbeinstandphasen holt der Kopf quasi dafür von unten wieder Schwung. So kann die Muskulatur, die den Rumpf zwischen den Schulterblättern stabilisiert, isometrisch – also mit geringstmöglichem Kraftaufwand – arbeiten, sagen die Forscher.

Für Reiter heißt dies also: Alles was das Nicken stört, kostet das Pferd mehr Kraft, die es nicht für das Tragen des eigenen und des Reitergewichtes nutzen kann. Dies gilt für junge Pferde besonders, da sie noch keine ausgebildete Muskulatur haben, die ihnen das Tragen des Reiters erleichtert. Es gilt aber auch für jedes Pferd, dessen Reitpferdemuskulatur ermüdet.

Deshalb sind Schrittpausen am hingegebenen Zügel ebenso wichtig, wie das Aufwärmen und Entspannen am hingegebenen Zügel und das Zulassen der Nickbewegung bei längeren Ritten im Schritt. Auch ein Pferd, das in der Halsmuskulatur verspannt ist, kann weniger effektiv nicken. Denn laut der Studie hat die bindegewebige Nackenplatte, die mit den Halswirbeln einerseits und mit dem Nackenrückenband andererseits verbunden ist, großen Anteil an der Energieersparnis.

Mehr zu dem Thema und was die Hinterhand mit dem Kopfnicken zu tun hat im nächsten Beitrag.